Wir wachten, nach ruhiger und gemütlicher Nacht, mal wieder mitten im Wald auf. Nach dem wir um den schnellsten Abbau konkurrierten, den natürlich Johannes, dank seiner sogenannten Snakeskins – einer Art Schlauch um die Matte schnell zu verpacken – gewann, wollten wir los. Unsere Vorräte waren noch gefüllt, nur Wasser war recht knapp.
Nach der ersten Abfahrt ohne Frühstück, wurden wir im ersten Berg leicht hangry und bekamen einen Hungerast. Wir versuchten deswegen unser Wasser bei den Bewohnern der wenigen uns umgebenden Häusern aufzufüllen. Währenddessen konnte Johannes einem Hund dabei zusehen wie dieser die Zeitung brachte.
Nach einer kleinen Diskussion über Leons schwer zu ertragenden Gemütszustände, wenn er hungrig ist, nahmen wir unser ausgiebiges Frühstück bestehend aus Haferflocken, Kaffee, Brot mit Avocados und den frischen Eiern vom Hof der Försterin ein. Es gab noch ein kurzes Wiedersehen mit unserer Mittstreiterin vom Vortag. Sie befindet sich allem Anschein nach auf einer ähnlichen Route wie wir! Im Anschluss ans Frühstück, mussten wir wieder unser Wasser auffüllen und Johannes bekam noch mal die Gelegenheit den Zeitungshund zu streicheln. Er zerfloss förmlich unter seinen Händen.
Auf dem weiteren Weg sind wir an einer Straussenfarm vorbeigefahren. Danach begaben wir uns passender Weise mit der Maximalgeschwindigkeit eines Straußes – bis zu 70 km/h, wie wir in Wien gelernt haben – den Berg hinab. Es sollte mit sogar 74,1 km/h auch die höchste Geschwindigkeit sein, die wir bisher auf unserer Tour erreicht haben.
Im nächstgelegen Spar machten wir sofort wieder halt und gönnten uns ein bisschen Quatsch in Form von Eis, Wiener Zuckerl und dem obligatorischen Bier. Ein bisschen Gemüse war aber auch dabei! Um das Bier noch einigermaßen gekühlt einnehmen zu können mussten wir – leider – möglichst bald wieder Halt machen. In St. Anna am Aigen genossen wir also den letzten Ausblick über die Steiermark.
Unser Datenvolumen für den April ist nun zufälligerweise und ungünstigerweise bei allen gleichzeitig aufgebraucht.
Über Schotter ging es am Aigen, welcher der Grenzfluss zu Slowenien ist, entlang. Wir erkundeten die jeweiligen Grenzübergänge und pendelten sozusagen hin und her, um kurze Geschäfte und eine kurze Reparatur an Johannes‘ Fahrrad stets in Slowenien zu erledigen.
In Bad Radkersburg gab es dann einen Döner, Ottakringer Hell vom Spar und eine überraschenderweise kostenlose Dusche auf dem örtlichen Campingplatz. Leider konnten wir dort nicht bleiben, da es dort keine Bäume für unsere Hängematten gab. Wir fuhren deswegen erstmal weiter.
Am Liebmannsee hatten wir schon einen Schlaf- und Kochplatz gefunden und wollten in einer angelegenen Kneipe fragen, ob es in Ordnung sei, wenn wir uns an den See legen. Die Antwort war Nein, aber die auf die Antwort folgende Aussage der Barfrau überraschte:
„Fragen ist scheiße…“.
Barfrau am Liebmannsee, 2022
Sie empfahl uns noch ein klein wenig weiter zu fahren und auf keinen Fall noch jemanden wegen irgendwas um Erlaubnis zu fragen.
Wir kochten bei hereinbrechender Dunkelheit ein fantastisches Linsen-Chilli und überlegten, ob wir heute Nacht nicht doch lieber durchfahren sollten. So richtig Bock, im Dunkeln einen Schlafplatz zu finden und die Hängematte aufzubauen, hatten wir nicht. Deswegen die abenteuerliche Idee.
Die Suche und der Aufbau klappten dann aber doch erstaunlich schnell. In der Stille der Nacht wurden wir gegen 05:00 Uhr morgens von den Geräuschen eines Höllenhundes geweckt. Ein Reh blökte uns nicht nur mit mindestens 150 dB an, sondern trampelte auch in unmittelbarer Nähe zu unserem Schlafplatz umher.
Ingesamt war der Tag recht entspannt. Sonne und wenig Wind machen das fahren einfach und wir können, ein wenig mehr als sonst schon, die Natur und die „Freizeit“ genießen.
P.S. Der Flicken hält immernoch.
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