Heute sind wir fast mit Meerblick aufgewacht. Die Sonne schob sich langsam über den Horizont. Die Wärme der Sonne war schon vor Sonnenaufgang deutlich zu spüren.
Von der Straße aus betrachtet, war der Ort, an dem wir übernachtet haben, doch wesentlich offensichtlicher, als wir es abends in der Dunkelheit erwartet hatten. Man konnte die Jogger theoretisch aus der Hängematte grüßen.
Zudem war etwa 20 Meter von unserem Schlafplatz entfernt, schon das nächste bewohnte Haus.
Nichtsdestotrotz blieben wir gelassen und ließen uns Zeit unser Camp abzubauen. Am Rand des Olivenhains, in dem wir geschlafen haben, hatten wir abends schon Bänke ausgemacht, auf denen wir dann gefrühstückt haben.
Da Malte eine Wette gegen die Menschheit am Tag zuvor gewonnen hatte, mussten wir ihm einen Aperol ausgeben. Wir hatten alle, bis auf Thea, die Pommes bestellt. Thea hingegen die etwas teureren Potato Wedges. Wir haben jedoch alle Potato Wedges bekommen. Wir vermuteten, dass es für die Küche wohl sinnvoller war statt zwei verschiedene Packungen, nur eine öffnen zu müssen. Immerhin waren wir zu dem Zeitpunkt die einzigen Kunden und es sah nicht so aus, als würden es im Laufe des Tages deutlich mehr werden. Die Wette ging darum was abgerechnet würde. Die Pommes oder die Wedges. Es wurden die teureren Wedges abgerechnet, womit Malte recht behielt. Direkt vorm Supermarkt in Lucija war ein Café, indem wir unsere Wettschulden sofort begleichen konnten.
Kurz darauf sind wir über die slowenisch-kroatische Grenze gefahren. Obwohl wir eigentlich keinen Stempel bekommen sollten, bestanden wir darauf und sind schließlich, mit einer Trophäe im Reisepass, nach Kroatien einreist. Bis zu Grenze überschneiden sich Parenzana Radweg und EuroVelo 8. Hinter der Grenze mussten wir uns entscheiden, welchen Weg wir die nächsten zwei Tage fahren wollten. Wir entschieden uns für den wahrscheinlich schöneren, dafür jedoch viel anstrengenderen Parenzana. Dieser folgt einer ehemaligen Eisenbahnstrecke und hat damit weniger extrem steile Anstiege, dafür längere und flachere Anstiege. Das ist auf der einen Seite schön, weil sich die Anstrengung in Grenzen hält, fühlt sich aber selbst bei Rückenwind – den wir nicht hatten – an, als würde man die gesamte Zeit mit Gegenwind fahren. Außerdem haben wir den Zustand des Weges, beziehungsweise dessen Oberfläche, deutlich unterschätzt. Und so mussten wir viele Kilometer lang diese Strecke rauftreten, ohne dafür so richtig mit Blicken entlohnt zu werden. Ein Höhepunkt war der Eisenbahntunnel durch den wir fahren konnten und ein Viadukt.
Wenn der Belag besser wurde, dann weil der Radweg einen kurzen Abstecher über die Landstraße machte. Bei einem dieser, meist recht kurzen, Abschnitte kam bei allen langsam das Bedürfnis nach einem Päuschen, geschützt vor der glühenden Sonne, mit Mittagssnack auf. Durch die, in Kroatien schlagartig abnehmende Bankdichte, bot sich so schnell jedoch kein Platz an. Von der Straße aus konnten wir in einem Garten eine überdachte Sitzgelegenheit ausmachen und entschieden nachzufragen, ob wir uns dort kurz ausruhen könnten. Just in dem Moment als Leon klingeln wollte, wurde ein Junge mit einem Bus vor der Haustür abgeliefert. Nach kurzer Nachfrage sagte er in erstaunlich gutem Englisch, es sei natürlich kein Problem, wenn wir uns kurz hinsetzen würden. Seine Eltern waren noch arbeiten. Während wir dort saßen und aßen versuchten wir mit dem Jungen zu plaudern. Wir versuchen dabei auf die üblichen Floskeln, die bei der Kommunikation mit Kindern oft verwendet werden, zu verzichten. schwieriger als gedacht! Dabei stellte sich heraus, dass er aufgrund des Berufs seines Vaters ausgesprochen interessiert an Autos war. Vor allem an Autos der VW-Gruppe, also Volkswagen, Audi und so weiter. Außerdem stellte er uns seinen Katzen und – sehr zur Freude von Johannes – seinen Hunden vor. Kurze Zeit später kam auch seine Mutter nach Hause und kurz vor unserer Abfahrt ebenfalls der leicht irritierte Vater.
Die nächsten Kilometer ging es weiter über Schotter. Immerhin ist der Weg gut ausgeschildert. So mussten wir kaum navigieren, sondern konnten uns an den Schildern orientieren.
Im Verlauf des Tages hatten wir noch einen Platten von Malte zu reparieren. Die bisher einzige und beste Zeit von knapp 20 Minuten wurden mit sagenhaften 16:34 Minuten unterboten.
Mit der untergehenden Sonne fing auch die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz an. Die erste Idee war in einer der Ruinen am Wegesrand zu übernachten. Die Idee war jedoch allen schließlich nicht ganz geheuer, zumal der Vorteil an einen trockenen Ort zu schlafen, dadurch irrelevant wurde, dass es diese Nacht mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit trocken bleiben sollte. Dennoch erkundeten wir die Orte.
Weiter auf der Suche entschlossen wir uns abermals irgendjemanden anzusprechen und zu fragen. Diesmal ob wir in einem Garten schlafen könnten. Das schien nach langem hin und her, nicht in Ordnung zu sein. Auf der nahegelegenen Parkausbuchtung war es aber kein Problem. Direkt neben der Ausbuchtung, wo ein oder zwei Autos geparkt waren, befand sich ein Bunker, oder zumindest ein Gebäude das einem Bunker sehr ähnlich sah. Dessen Dach war flach, trocken und bot einen wunderschönen Blick ins Tal.
Wir fragten noch nach Wasser. Uns wurde daraufhin der Hahn im Garten angeboten, wobei anscheinend leider nicht klar wurde, dass wir Trinkwasser benötigten. Glücklicherweise wurden wir früh genug aufgeklärt. Netterweise wurden unsere, nun vollständig mit Zisternenwasser „kontaminierten“, Wasservorräte nochmal, am Wasserhahn im Haus, aufgefüllt. Wir richteten uns auf dem Bunker ein, wobei sich Thea, aufgrund der Geräuschkulisse, welche von einigen Mitgliedern unserer Reisegruppe nachts aufgebaut wird, dazu entschloss, sich lieber unten auf dem Parkplatz in ihr Zelt zu legen.
Wir kochten Nudeln, die überraschenderweise wirklich ausgezeichnet schmeckten und versuchten anschließend, uns noch mit möglichst wenig Wasser die Sonnencreme von der Haut zu wischen.
Maltes grade prall aufgefüllter Wassersack, mit dem wir geplant hatten zu duschen, hatte sich kurz zuvor leider am falschen Verschluss geöffnet und so, in einem Schwall, seinen gesamten Inhalt verloren.
Wir schliefen schließlich auf dem noch sonnenwarmen Betondach ein.
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