Tag 44: kroatisches Inland in seiner vollen Schönheit

Unser Tag begann mit einem Verlust.

Seit Österreich hat uns der Schwamm treue Dienste geleistet und uns stets bei der Säuberung unseres Geschirrs unterstützt. Die Arbeitsbedingungen waren hart, wohl aber über die längste Zeit tragbar. Seit Kroatien haben sich die Arbeitsbedingungen jedoch langsam aber stetig verschlechtert. Am Morgen des 44. Tages traf der Schwamm eine folgenschwere Entscheidung, die wir zu tiefst bedauern. Ohne vorherige Aussprache stürzte er sich aus dem dritten Stock des Motels, um der morgendlichen Spülarbeit zu entgehen. Jegliche Rettungsversuche schlugen fehl, wir mussten ihn zurücklassen. Der neue Kandidat, ein Vileda-Schwamm, leistet von nun an die wertvolle Arbeit des Spülunterstützers. Die unverbrauchte Energie unseres neuen Mitarbeiters haucht dem Spühlvorgang neues Leben ein.

Doch selbst nach großen Verlusten dreht sich die Erde weiter. Deswegen haben wir uns auch an diesem Morgen wieder auf unsere Räder geschwungen und haben uns den Berg herunter rollen lassen. Leider mit sehr schlechtem Straßenbelag. Es endete in einer Rutschpartie mit glühenden Bremsen, begleitet vom steilen Abhang auf unserer Rechten. Sehr anspruchsvoll!

Kurz darauf ging es schon bergauf. Es war der härteste Anstieg bisher. 480 Höhenmeter auf einer Strecke von 5km. Also eine Steigung von durchschnittlich knapp 10%. Auf dem Weg nach oben, haben wir einen kurzen Zwischenstopp eingelegt, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Oben angekommen befanden wir uns auf 1030m und konnten eine Art Hochebene überblicken. Ein paar Kurven später mussten wir uns vom Meer verabschieden.

Wiederum ein paar Kurven später ging es die kompletten, vorher hart erarbeiteten, Höhenmeter wieder bergab. In der Abfahrt machten wir bei einem überraschend guten Restaurant halt! Nach einer kleinen Stärkung fuhren wir, endlich ohne Höhenmeter, durch das Tal und haben noch bei einigen Supermärkten gestoppt, mit ein paar Kroaten gequatscht und viele kleinere Pausen eingelegt.

Am Ufer eines Bachs, der ganz in der Nähe in einen Kanal geleitet wird, entdeckten wir eine Bank mit Tisch auf einer frisch gemähten Wiese und entschieden dort zu essen, so lange die Sonne noch nicht untergegangen war.

In dem Kanal wird, wie auf einem Schild ebenfalls in der Nähe der Bank, beschrieben, dass das Trinkwasser für das Tal dort erst gesammelt und dann weiter verteilt wird. Entsprechend klar war das Wasser. Ursprünglich wollten wir wieder Nudeln in einer Soße aus selbstgepflücktem Salbei und Knoblauch machen. Selbst auf Nachfrage, wo wir denn welchen finden könnte, konnten wir jedoch weit und breit keinen finden. Dafür fanden wir eine Menge Rossminze! Also haben wir kurzerhand umdisponiert und Nudeln mit einem Sugo aus Tomaten, Zucchini, ein paar Zwiebeln, selbstgeerntetem Knoblauch und besagter Rossminze zubereitet.

Es lief nicht alles rund an diesem Tag. Zuerst fiel Johannes beim abendlichen Umziehen das T-shirt auf, das er es den ganzen Tag falsch herum getragen hatte. Immerhin hatte er deswegen auf der Brust heute keinen Sonnenbrand.

Das zweite, aber dafür witzigere Missgeschick passierte Leon, als er die Gabel von Johannes kurzerhand unter seinem Essen vergrub und wir diese deswegen erst nach intensiver Suche wiederfanden.

Mit dem Sonnenuntergang im Rücken, konnten wir im Bach mal so richtig gründlich abspülen. Das ist, wenn man normalerweise mit maximal einem Liter Wasser zum Spülen auskommen muss, mittlerweile ein echtes Highlight!

Als wir losfuhren, um uns einen Platz zu suchen, war es bereits dunkel. Lernend aus den Erfahrungen, die wir bisher gemacht hatten, fingen wir an Leute zu fragen, ob sie nicht einen Platz im Garten oder zumindest eine Idee für einen „unofficial Campspot“ hätten. Bei der vierten Nachfrage gelangten wir an einen Hobby-Imker, der in seiner Garage grade in einem halbierten Bierfass, Gulasch für die Geburtstagsfeier seiner Frau zubereitete. Bei ihm konnten wir im Garten bzw. im angrenzenden Wald hinter seinem Grundstück schlafen. Nach einem, ein wenig holperigem, Austausch über dies und jenes führte er uns noch seinen selbstgebrannten Birnenschnaps vor. Leicht betüddelt bauten wir schließlich unsere Matten auf und schliefen sofort ein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert