Der Campingplatz, auf dem wir aufwachten, entpuppte sich als der schönste bisher. Wir hingen zwischen riesigen Olivenbäumen und schliefen alle recht lang. Johannes und Malte hatten in der Nacht zwar jeweils Kleinkriege mit den Mücken angefangen, diese wurden am Morgen jedoch ohne große Mühe beigelegt.
Nach unserem üblichen Haferflocken Frühstück ging es recht flott auf die Räder und wir durften wieder anschwitzen. Die letzten 18 Kilometer bis Dubrovnik wollten wir am Stück zurück legen, dort Pause machen und am Abend bei einem WarmShowers Host aufschlagen.
Wir starteten mit Schotter und Steigung in den Tag. Wir sind es ja gewohnt. Nur eine Abfahrt erforderte unsere volle Aufmerksamkeit. Eine gefährliche Bodenwelle überraschte uns und wir mussten allesamt vollbremsen. In Dubrovnik angekommen, suchten wir uns, nach einer Pekarna, die beste Bar der Stadt aus und tranken Kaffee und Bier. Wir blieben nicht die gesamte Mittagspause. Dubrovnik ist einfach zu überlaufen von Kreuzfahrttouristen.
Um 14 Uhr Rad zu fahren, ist zwar keine gute Idee, aber wir wollten dem Trubel und den überhöhten Preisen so schnell wie möglich entkommen. Die Hitze nahmen wir dieses Mal in Kauf. Wir fuhren etwa zehn Kilometer zum nächsten Strand. Nach 180 Höhenmetern bei 30 Grad, UV11 und Sonne im Zenit – andere Menschen gehen für ähnliche klimatische Bedingungen in die Sauna – mussten wir leider noch über die sogenannten Magistrale, kurz D8, fahren. Eine vielbefahrene Landstraße sorgte für ausgesprochen gute Laune. Den Verbrennerfahrern schien die Mittagshitze ebenfalls zu Kopf gestiegen zu sein und so wurden unnötige und enge Überholmanöver von zusätzlichem Hupen begleitet. Als wäre in der gesamten Ära des motorisierten Verkehrs, auch nur ein Mensch auf dem Rad durch dieses Hupen auf wundersame Art und Weise verschwunden. Uns ist diese Rücksichtslosigkeit jedenfalls ein Rätsel.
Immerhin konnten wir nach unserer Landstraßeneskapade nun noch einen Einkauf erledigen und legten uns danach an den Strand. Wir verpflegten uns mit süßen Kaltgetränken, ein wenig Obst und den Resten unseres Pekaraeinkaufs. Ein kleines Schläfchen für Malte und Leon und eine Badeeinheit für Johannes‘ später, fuhren wir mit der Aussicht auf eine Übernachtungsmöglichkeit los.
Wir hatten das große Glück weitere acht Kilometer auf der D8 zu fahren. Der Puls stieg somit nicht nur dank der immernoch hohen Tenparaturen. Am Ende ging alles gut und wir bogen links in das letzte kroatische Tal unserer Reise ab.
Morgen werden wir bereits in Montenegro sein. Während die Sonne in unseren Rücken unterging, endete der Tag, wie er angefangen hatte. Erst durften wir zwei Kilometer über Schotter und dann zog es uns noch über einen Berg.
In Mikuliči angekommen begrüßten uns Markos Hunde mit lautem Bellen. Wir wurden von Marko herzlich begrüßt. Marko ist 84, braun gebrannt, hat weißes Haar und sein Lieblingswort ist eindeutig „fuck“. Er besitzt eine kleine Farm mit großem Wald, um Reisende, Arbeiter und allerlei Menschen zu beherbergen. Wir setzten uns erstmal auf ein Bier zusammen und unterhielten uns über das übliche Geplänkel. Kurze Zeit später gesellte sich noch David, ein Brite, der ein Jahr „Work and Travel“ macht. Nach und nach verfielen wir in eine Diskussion über den Angriffskrieg von Russland und über allerlei weltpolitische Themen. Es wurde immer später und wir konnten uns kaum lösen. Wir waren bei einigen Punkten nicht einer Meinung. So argumentierten wir in die Nacht hinein.
Was uns David etwa später noch erzählte, war, dass Marko wohl sein Leben größtenteils in Kanada verbracht hatte und dort ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Bei seiner Rückkehr nach Kroatien, gab es Jugoslawien nicht mehr und ein Projekt, welches ihn viel Zeit und Geld gekostet hatte, scheiterte. Er wollte eine Dampfeisenbahn von Dubrovnik nach Sarajevo bauen. Marko ist wirklich eine interessante und kontroverse Persönlichkeit.
David zeigte uns, dann den Platz zum Schlafen. Marko besitzt nämlich eine höher gelegene Ebene, die mit Zypressen gesäumt ist, und wo bestimmt Platz für 20 bis 30 kampierende Reisende, wie uns, wäre. Wir kochten noch schnell ein paar Linsen und fielen erschöpft in unsere Hängematten.
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