Tag 74: Von Präsidenten, Gewittern und Platten

Morgens hatte Leon wieder Halsschmerzen. Er sehnte sich bereits nach Besserung beim Doktor in Ohrid. Bis dahin musste erstmal Ibuprofen aushelfen. Bevor er sich auf den Weg machte, wollte er jedoch noch das Ferienresort erkunden und dort vielleicht auch sein Frühstück zu sich nehmen. Er setzte sich in ein Restaurant, dessen Terrasse aus schwimmenden Pontonen auf dem See, der aus Quellwasser gespeist wurde, bestand. Das Wasser war glasklar.

Die Bedienung war leider außerordentlich unaufmerksam und er bekam nicht einmal das, was er bestellt hatte. Immerhin konnte er sich so das Trinkgeld sparen. Als er kurze Zeit später aufbrechen wollte, wurde ihm am Ausgang des Ferienresorts mitgeteilt, dass der Präsident auf dem Weg und deswegen die Straße gesperrt sei. Er müsse sich noch eine halbe Stunde gedulden. Das gab ihm die Möglichkeit, ein weiteres Restaurant auf einen Kaffee auszuprobieren. Die Bedienung dort war wesentlich aufmerksamer, es war günstiger und bequemer war es auch. Warum nicht gleich so?

Nachdem der Präsident endlich vorbei gefahren war, konnte Leon sich auf den Weg machen. Natürlich nicht, bevor er noch ein wenig in dem schönen Restaurant versackt war. Zum Glück zogen ein paar Wolken auf. Es wurde also nicht gleich super heiß. Gegen Mittag fuhr er los Richtung Ohrid. Die Strecke führte entlang des Sees, war aber dennoch alles andere als flach. Der Vorteil, der sich daraus ergab, waren die wunderschönen Ausblicke über den See.

In einem Dorf unten am See lag direkt an der Straße ein kleiner geschützter Strand. Zeit für ein Bad. Auch in diesem See gab es Schwärme kleiner pickender Fische. Das Wasser war nicht zu warm und nicht zu kalt – perfekt für eine gute Erfrischung.

Nach und nach bauten sich oben an der Straße einige Polizisten auf. So wie es aussieht, sollte der Präsident auch hier entlang fahren. Als er schließlich mit seiner Karawane schwarzer Mercedes an Leon vorbeifuhr, stand dieser gerade eingeseift im See und grüßte. Hoffentlich hat er ihn gesehen!

Wenige Kilometer und einige Straßensperren weiter erreichte er Ohrid. Sein Weg führte sofort zum Arzt. Dieser attestierte, dass die Angina, entgegen der Diagnose der Ärztin in Tirana, doch bakteriell war und verschrieb Antibiotikum. Für die Diagnose und das Rezept wurden 5€ fällig, die jedoch nicht mit Karte zahlbar waren. In der Apotheke nebenan konnte er sich zum Glück Geld auszahlen lassen. Als er zurück zur Praxis lief, wartete die Ärztin schon draußen, um ihm mitzuteilen, dass er für den Besuch nicht bezahlen müsste, wenn er dafür erst noch in die Innenstadt fahren müsste, um Geld abzuheben. Leon hatte das Geld nun schon bei der Apotheke bekommen und bezahlte deswegen trotzdem.

Als nächstes hob er Geld ab und ging in der Innenstadt einkaufen. Nach dem Einkauf zeichnete sich bereits ein ausgewachsenes Unwetter ab. Leon entschied, das Abendessen vorzuziehen und an einem geschützten Ort zu kochen und zu essen, bis alles vorbeigezogen war. Grade rechtzeitig fand er ein verlassenes Grundstück mit einer Art Tribüne und einem kleinen Dach. Perfekt! Der Ort war zwar total verdreckt, aber immerhin besser als draußen im Sturm zu stehen.

Als es anfing zu regnen, gesellten sich schnell einige weitere Passanten zu ihm. Er konnte ein wenig quatschen, während er sein Essen zubereitete und aß.

Wie bestellt fand das Unwetter sein Ende, als er mit dem Essen fertig war und sein Zeug bereits zusammengepackt hatte. Es war bereits 19:00 Uhr und durch die dicken Wolken war es bereits relativ dunkel geworden. Um Campen zu können, musste er noch aus der Stadt fahren und einen passenden Ort finden, er machte sich also möglichst schnell auf den Weg. Nachdem er sein Wasser in einem Restaurant auffüllen ließ, fühlte sich sein Fahrrad ein bisschen komisch an. Er führte es erst auf das nun etwas höhere Gewicht zurück. Leider zeigte sich relativ schnell, dass es sich um einen Platten handelte. Wahrscheinlich hatte er sich auf dem Platz, wo er auch gekocht hatte, eine Scherbe eingefahren. Er hielt unter einem Dach. Zum Glück hatte er ein paar Tage zuvor bei einem Reifenhändler Flicken gekauft. In dem Set war jedoch kein Schleifpapier enthalten. Glücklicherweise gab es in dem Hauswarenladen nebenan welches. Kostenlos! Das Loch war schnell gefunden, es war eine schnelle Flickaktion, trotzdem war es, als er fertig wurde, bereits dunkel geworden.

Er schaffte es nicht mehr aus der Stadt und fragte stattdessen, ob er im Garten schlafen könnte. Sie mussten sich kurz beraten, beschlossen aber dann, dass es für sie okay sei. Von außen betrachtet sah das Grundstück mit seinen vielen Bäumen aus, als wäre es perfekt geeignet, um auch eine Hängematte aufzuhängen. Es stellte sich leider heraus, dass dies nicht klappen würde. Er schlief also auf dem Boden, auch kein Problem!

Nachdem er sein Lager aufgebaut hatte, wurde er noch auf einen Tee eingeladen. Der ältere Herr hatte in den USA gelebt, beziehungsweise lebt dort die Hälfte des Jahres noch immer und konnte deswegen recht gut Englisch. Verstehen konnte ihn Leon durch sein Genuschel dennoch kaum.

Als Leon sich in die Waagerechte begab, war die Straße noch recht laut. Hoffentlich würde sie sich in der Nacht noch ein wenig beruhigen, dachte er, kurz bevor er einschlief.

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