Tag 75: Im Garten aufgewacht – im Garten eingeschlafen

Das Antibiotikum hatte noch nicht angeschlagen. Entsprechend schlimm waren die Halsschmerzen in dieser Nacht mal wieder. Außerdem war es extrem laut. Erst viel zu spät entschloss sich Leon Ohropax rein zu machen und eine Ibuprofen zu nehmen. Danach konnte er wesentlich besser schlafen. Das tat er dann auch bis gegen 8:00 Uhr. Eigentlich wollte er schon früher aufstehen, aber das war nicht möglich, weil er zuvor bis um 2:00 Uhr kaum Schlaf bekommen hatte.

Morgens wurde Leon ein kleines Frühstück bereitet. Es gab drei Eier, eine köstliche Tomate, ein bisschen Brot und einen Tee. Leon führte noch ein kurzes Gespräch mit den Eigentümern, bald zog es ihn aber schon weiter. Bevor er fahren konnte, musste er doch noch ein paar unreife Pflaumen und Kirschen mitnehmen. Überraschenderweise schmecken grüne Pflaumen tatsächlich ziemlich gut!

Natürlich ging es zum Anfang der Etappe mal wieder bergauf. Nach ein paar Kilometern war Leon nur noch genervt! Er hatte schlecht geschlafen, irgendwie Halsschmerzen, war körperlich einfach nicht fit und die Autos gingen ihm auch auf den Keks.

Es war das erste Mal, dass sich Leon die Sinnfrage stellt. Vielleicht sollte er einfach zum nächsten Flughafen fahren und möglichst schnell nach Wien fliegen. Natürlich war das eigentlich keine Option. In diesem Moment hätte er sich trotzdem über diese Entscheidung gefreut. Verbissen kämpfte er sich weiter die Steigung hoch. Auf ein paar Schildern kündigte sich ein Restaurant an. In der Hoffnung, dort ein wenig Ruhe zu finden und auch etwas Motivation wieder zurück zu bekommen, entschied er, abzubiegen und zum Restaurant zu fahren.

Als er ankam, hatte es allerdings noch gar nicht offen und er musste eine halbe Stunde warten. Im Schatten neben der Einfahrt zum Restaurant setzte er sich neben sein Fahrrad und döste ein wenig.

Es war die absolut richtige Entscheidung zu warten und in das Restaurant zu gehen. Der Fischteich lag direkt neben der Terrasse. Das Restaurant war nicht an die allgemeine Stromversorgung angeschlossen, weswegen der Fisch, der serviert wurde, mangels Kühlschrank erst aus dem Teich geholt werden musste, kurz bevor er in die Pfanne kam. Nach dem Essen hatte sich Leons Laune schon wesentlich verbessert. Außerdem machte es den Anschein, als würde das Antibiotikum mittlerweile seine Wirkung entfalten: Die Halsschmerzen ließen langsam nach.

Gut gestärkt ging es weiter den Berg hinauf. Es war heiß, es war steil, die Autos hatten sich in der Zwischenzeit auch nicht in Luft aufgelöst, aber das war irgendwie dann doch alles gar nicht mehr so schlimm. Oben angekommen legte er eine weitere kurze Rast ein. Auf dem Weg bergab traf er später auf einen pensionierten Radreisenden. Er war in der anderen Richtung unterwegs. Sie unterhielten sich trotzdem ein paar Takte.

Wieder unten im Tal angekommen legte er eine weitere kurze Rast ein. Er aß ein paar der Kirschen und Pflaumen zu einer Cola und ein bisschen Haribozuckerzeug.

Als Nächstes musste er sich entscheiden, ob er auf der neuen oder der alten Landstraße weiterfahren wollte. Er entschied sich für die alte Landstraße, da er keine Lust mehr auf vorbeirauschende Autos hatte. Ein paar Momente lang dachte er, es sei eine falsche Entscheidung gewesen. Der Weg war ziemlich schlecht. Nach ein paar 100 m verbesserte er sich jedoch maßgeblich. Er war zwar noch weiterhin mit Schlaglöchern übersät, aber es gab immer einen Streifen ohne Schlaglöcher, breit genug, um mit dem Fahrrad entspannt fahren zu können. Links und rechts des Wegs standen viele Bäume. Es war also schattig und ruhig. Gedankenversunken vergaß Leon fast, dass er gerade eine ziemlich gehörige Steigung überwand. Die Straße führte entlang der Grenze eines Nationalparks. Am höchsten Punkt der Straße stand ein Schild, wo man sich über diesen informieren konnte. Ein guter Grund, eine weitere Pause einzulegen. Von dem Punkt an sollte es fast nur noch bergab gehen.

Er kam schließlich in Bitola an. Im Park im Zentrum der Stadt nahm er das Essen, das vom Vortag übrig geblieben ist, zu sich und als Nachspeise ein paar weitere Kirschen und Pflaumen.

Bitola liegt auf einer Hochebene, deswegen war es relativ flach, als er aus der Stadt fuhr. Um nicht auf der großen Landstraße zu fahren, führte Komoot ihn nach Osten raus auf die Felder. Auf der rechten Seite sah er bald ein altes Ehepaar in der Nähe von einer kleinen Baumgruppe. Perfekt zum Campen! Sie sprachen kein Englisch, aber sie konnten sich mit Händen und Füßen und ein bisschen Raten ganz gut verstehen. Zudem kam schließlich ein weiterer Herr hinzu, der glücklicherweise sehr gut Englisch konnte. Leon konnte ihm seine Situation erklären. Das ältere Ehepaar hatte jedoch Sorge, dass ihm etwas zustoßen würde und sie deswegen Ärger bekommen. Sie gaben ihm ein paar Tipps, wo er sonst übernachten könnte. Nichts kam ihm besonders gut vor. Er fuhr also weiter, ohne ihre Empfehlungen anzunehmen. Die Straße endete in einer Sackgasse, an dessen Ende ein Feld lag. Leon sah ganz in der Nähe ein paar Bäume und kämpfte sich über das Feld, nur um festzustellen, dass zwischen ihm und den Bäumen ein Entwässerungsgraben verlief. Er war nicht zu überwinden! Also ging es für ihn zurück.

Auf dem Weg zurück, sah er einen alten Herren im Garten. In seinem Garten zwei große Tannen im perfekten Abstand zueinander. Leon fragte und konnte bei ihm im Garten schlafen.

Eine größere Konversation kam nicht zustande, da er sich bereits auf dem Weg ins Bett befand. Da Leon kurz zuvor in Bitola gegessen hatte, hatte er nicht besonders großen Hunger und verzehrte deswegen zum Abendessen bloß ein paar Kekse und begab sich alsbald, auch wegen der unzähligen Mücken, die sich langsam bemerkbar machten, in die Matte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert