Tag 79: Zurück ans Meer

Die Idee an einem Baum zu hängen war zwar ganz nett, aber so richtig bequem konnte er sich in der Hängematte in dieser Nacht dann doch nicht machen. Der Winkel, in dem die Hängematte hing, hatte sich über Nacht noch verändert und ihm deswegen ein Probleme bereitet. Außerdem fingen die Fliegen in dem Moment an zu nerven, als sich Leon aus der Hängematte bewegte. Die Fliegen waren es auch, die ihn dazu anspornten, diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Außerdem wollte Leon möglichst schnell ans Meer. Er aß noch kurz die Reste vom Vorabend, spülte ab, packte ein und los konnte es gehen! Da er sich bereits auf etwa 100 m über dem Meeresspiegel befand, konnte es an dem Tag nur mehr bergab als bergauf gehen. Auf dem Weg zum Meer sollte er an zwei Seen vorbeifahren. Es war sehr heiß. Weit und breit kein Schatten zu sehen.

Erst am Ende des zweiten Sees ergab sich die Möglichkeit, sich unter einer Laube kurz auszuruhen. Leon bestellte sich eine Cola und bearbeitete ein paar Blog-Einträge.

In der Zeit, in der Leon dort saß, kam ein weiterer Radreisender vorbei. Er kam aus Frankreich und ist ebenfalls auf dem Weg nach Istanbul. Er war, genau wie Leon, von der Hitze sehr erschöpft. Deswegen kam dieses Mal kein großes Gespräch zustande.

Als sich andeutete, dass es sich ein wenig abkühlte, unterbrach Leon seine nun doch schon etwas ausgedehntere Pause. Zum Meer musste er nur noch ein Stückchen am See entlang und dann durch einen Naturpark fahren. Der Schatten im Park war sehr wohltuend. Von der Straße, die leicht erhöht über dem Naturschutzgebiet verlief, konnte er immer wieder hervorragende Schlafplätze sehen. Es gab jedoch lange keine Einfahrt.

Bei der ersten Einfahrt, die sich bot, entschloss sich Leon dazu, einen Platz an dem Bach anzuschauen, der durch den Naturpark fließt. Auf seiner Seite des Bachs gab es keine guten Plätze. Auf der anderen Seite jedoch konnte er einige gute Lagerplätze ausmachen. An einer Stelle des Bachs war eine Furt. Spuren von Autos deuteten darauf hin, dass der Bach dort wohl passierbar war. Leon zog sich also die Schuhe aus, band sie an sein Fahrrad und versuchte, den Bach zu durchqueren. Er war tiefer und seine Strömung stärker als erwartet. Als Leon die tiefste Stelle des Bachs bereits durchquert hatte, machten auf der anderen Seite Hunde durch ihr Bellen auf sich aufmerksam. Da in der Strömung an ein Umdrehen nicht zu denken war, musste er dennoch zunächst auf die andere Seite des Bachs zu den Hunden. Damit waren die Hunde überhaupt nicht einverstanden. Leon überlegte noch, ob er trotz der Hunde dort schlafen wollte, wenn diese sich beruhigt hätten. Er überlegte nur kurz, denn es kamen weitere Hunde aus dem Wald gelaufen. Es gab keine andere Möglichkeit, als den Rückzug anzutreten. Der Rückweg durch den Bach war sogar noch schwieriger als der Hinweg. Beinahe ist Leon bei der Aktion das Fahrrad durch die Strömung entrissen worden. Er schaffte es dann doch unfallfrei auf die andere Seite. Aufregend! Ortlieb hält sein Versprechen, dass alle ihre Taschen absolut wasserdicht sind. Die Fronttaschen waren kurzzeitig komplett überspült worden, trotzdem ist zum Glück kein Wasser eingedrungen.

Kurz nachdem er sich wieder auf der Landstraße befand, fing es an zu regnen. Die Regenjacke konnte ein weiteres Mal beweisen, dass sie absolut wasserdicht ist. Nice!

Auf dem Weg entlang der Küste lag ein Campingplatz. Leon hatte ihn schon vorher auf der Karte ausfindig gemacht und überlegte, ob er dort übernachten sollte. Die Nacht hätte zehn Euro gekostet und nachdem Leon sich auf dem Campingplatz ein wenig umgeschaut hatte, konnte er nicht erkennen, welchen Mehrwert der Campingplatz gegenüber einem kostenlosen Platz am Strand haben sollte.

Auf der Karte hatte er, als er nach dem Campingplatz gesucht hatte, einen kleinen Waldabschnitt gleich am Strand ein paar hundert Meter weiter östlich ausfindig gemacht. Als er dorthin fuhr, sah er auf der rechten Seite ein paar Camper und sogar zwei weitere Radreisende. Jedoch war weit und breit kein Mensch zu sehen, den man ansprechen könnte, um etwas zu bezahlen. Es stellte sich heraus: Niemand bezahlte dort irgendetwas. Trotzdem gab es einigermaßen saubere Toiletten, eine Dusche und Waschbecken. Sie machten einen saubereren Eindruck als jene auf dem Campingsplatz. Zwei Palmen standen im perfekten Abstand zueinander, um die Hängematte aufzubauen. Es war perfekt.

Als Leon die Hängematte aufbaute, konnte er sogar kurz die Rückenflosse eines Delfins in der Nähe vom Strand sehen.

Nachdem alles fertig aufgebaut war, hüpfte Leon noch kurz ins Meer.

Die beiden Radreisen waren ein Pärchen aus Frankreich. Beim Kochen unterhielten sie sich noch über dies und jenes, wohin die Reise geht und wo sie begann. Das Übliche, aber sehr nett!

Erfrischt und gestärkt floh Leon schließlich vor den Mücken in die Hängematte.

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