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growing together

Das städtebauliche Projekt “growing together” befasst sich mit der Umwandlung […]

Das städtebauliche Projekt “growing together” befasst sich mit der Umwandlung einer alten Militärkaserne im Kosovo in ein vielfältiges Quartier, auf dem das Experimentieren mit neuen Technologien mit Wohnbebauung kombiniert wird.

“growing together” soll hierbei einerseits das Wachstum von Wissen und Natur auf dem Gelände widerspiegeln und andererseits zeigen, dass Wert auf Kollaboration und Kommunikation gelegt wird. Auf kleinster Ebene soll das Gebiet mit der Stadt, auf größerer Ebene die Länder des ehemaligen Jugoslawien und insbesondere der Kosovo, mit der Welt zusammenwachsen.

Der Prozess beginnt in der Gegenwart mit der Bestandsbebauung und den derzeitigen Akteuren auf dem Gelände. Während unseres Aufenthalts haben wir festgestellt, dass die Akteure sich eine stärkere Zusammenarbeit untereinander und vor allem mit der Öffentlichkeit auf dem Gelände wünschen. Dies steht jedoch im Gegensatz zur Strategie des ITP, das Gelände eher geschlossen zu halten und den organisierten und aufgeräumten Eindruck zu bewahren, den es bisher hatte. In einigen Punkten stimmen Akteure und ITP jedoch überein: Sie möchten mehr Öffentlichkeit auf dem Gelände generieren und die Ansiedlung von Gewerbebetrieben fördern, um die Wirtschaft der Stadt zu stärken und von dem resultierenden erhöhten Austausch auf dem Gelände zu profitieren.

Während der Konzeptentwicklung für den Entwurf des Gebiets haben wir uns zudem Gedanken gemacht, wie wie wir durch einen städtebaulichen Entwurf die unlängst erreichte Unabhängigkeit des Kosovo stärken können. Schnell wurde klar, dass die Unabhängigkeit eines Staates an seine Anerkennung durch andere Staaten gekoppelt ist. Um jedoch andere Staaten zur Anerkennung zu motivieren, muss grenzübergreifende Aufmerksamkeit erzeugt werden. Dieses Motiv deckt sich mit den Wünschen der Akteure auf dem Gebiet. Deshalb haben wir es zu einem zentralen Entwurfsgedanken gemacht. 

Mithilfe der Präsentation des technologischen Know-How der Unternehmen und ihrer zukunftsweisenden Ideen auf dem Gelände soll grenzübergreifende Aufmerksamkeit auf Prizren als Stadt und den Kosovo insgesamt gelenkt werden.

Zentrale Gedanken bei der Entwicklung des Quartiers waren zudem die sinnvolle langfristige Nutzung des Geländes in Verbindung mit Präsentationsflächen für die technischen Neuerungen, welche auf dem Gebiet entwickelt werden. Aufgrund der Lage des Entwurfsgebiets in der Nähe des Stadtzentrums bot es sich vor diesem Hintergrund an, ein Quartier zu schaffen, welches sich vor allem mit dem Bauen und Fertigen und speziell dem Bauen von Wohnungen beschäftigt.

Zentral bei der Entwicklung des Gebiets ist, dass es nicht ausschließlich durch konventionelle Baumethoden bebaut wird, sondern das technologische Know-How, welches sich bereits in Form von Unternehmen und Start-Ups auf dem Gebiet angesiedelt hat und voraussichtlich künftig weiter ansiedeln wird, eingesetzt wird, um auf den Flächen Ideen umzusetzen und in einem realistischen Kontext testen und präsentieren zu können.

Während der Entwicklung des Projekts haben sich fünf Akteure herauskristallisiert, die einen besonderen Einfluss auf das Gelände haben: die Universität und ihre Studenten, mehrere kleinere NGOs und Start-ups, das Krankenhaus, bereits vorhandene Gewerbebetriebe, das ITP als Organisationsinstanz und nicht zu vergessen die Bewohner Prizrens. Sie alle sollen gemeinsam einen nennenswerten Beitrag zur Entwicklung des Quartiers leisten. Neue Gewerbe, die sich ansiedeln, sollten dementsprechend vor allem auf die Materialtechnik, Fertigungstechnik, Bau und ähnliches spezialisiert sein.

Von Beginn an sollen zwischen der Universität, den Startups, Gewerben und dem Krankenhaus Synergien entstehen. Ihnen allen gibt das Gebiet die Möglichkeit, kooperativ zu arbeiten, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und diese vor Ort zu testen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die Einzigartigkeit der Möglichkeiten in dem Quartier wird auch international Aufmerksamkeit erzeugt wodurch die Integration von Kooperationspartnern über die Grenzen des Kosovo hinaus möglich wird. Durch sie soll die länderübergreifende Kommunikation verbessert werden, da diese bisher durch Konflikte und den Zerfall des ehemaligen Jugoslawien geprägt ist.

Im Zuge der Zusammenarbeit sollen neue Ideen zur Art und Weise des Bauens entstehen. Dabei sollen vor allem bereits bestehende Bautypologien auf die Probe gestellt und gegebenenfalls im Hinblick auf Konstruktionsweisen und Baustoffverwendung auf zukunftsträchtige Weise angepasst werden. Konkret wird das Gebiet in verschiedene Quartiere aufgeteilt, die jeweils unterschiedliche Typologien und Nutzungen aufweisen, ohne dabei eine gewisse Nutzungsmischung aus den Augen zu verlieren. Besonders hervorzuheben sind das Quartier mit einem medizinischen Campus und weiteren großzügigen Gebäudevolumina für große Gewerbebetriebe sowie das zentrale Quartier, das vor allem von Startups, der Universität und gegebenenfalls Verwaltungsinstitutionen geprägt wird. Ganz im Osten, an der höchsten stelle des Gebiets, soll den Studierenden der Universität die Möglichkeit gegeben werden, eigene Bauprojekte zu verwirklichen. Zwei weitere Quartiere widmen sich vor allem der Wohnbebauung.

Die Quartiere werden thematisch durch Grünzüge voneinander getrennt, die einerseits eine gebietsübergreifende Verzahnung und andererseits qualitativ hochwertige Räume für die Bewohner der Stadt bieten. Der Grünraum bietet, wie auch die Quartiere, verschiedene typologische Angebote, zum Beispiel der offene Friedwald im Südosten des Gebiets, der sowohl Besuchern als auch Angehörigen Ruhe bietet. Gewächshäuser entlang einer der Hauptachsen des Gebiets bieten Platz für weitere Angebote. Der militärische Sportplatz soll größtenteils an die Natur zurückgegeben werden, jedoch gleichzeitig seine Funktion als Sportplatz behalten. Im Norden des Quartiers in der Nähe eines gestauten Weihers wird ein Ort zum Entspannen in der Sonne angeboten. Der Skulpturengarten in der Nähe der Studentenkolonie bietet neben der Möglichkeit für Unternehmen, kooperativ mit beispielsweise Kunststudenten komplizierteste Objekte zu entwerfen und deren Herstellung und Haltbarkeit zu testen und zu präsentieren, einen weiteren interessanten Anlaufpunkt.

Im Süden des Gebiets schlängelt sich ein schmaler Bachlauf mit Retentionsflächen durch die oben genannten Grünräume, der aus den Entwässerungsmaßnahmen gespeist wird. An der westlichen Grenze des Gebiets wird die bisher sehr dominante Straße in einen grünen Boulevard umgewandelt und somit aufgelockert. Dies sorgt für eine stärkere Verbindung des Gebiets mit der Stadt, vor allem für Fußgänger und Radfahrer. Außerdem erleichtert er den Übergang von Osten nach Westen, wo sich zukünftig ein Museum zum Thema der Unabhängigkeit des Kosovo auf dem Gelände der derzeit noch genutzten Kaserne befindet. Dieses Museum führt den Grünraum aus dem Gebiet heraus, indem es als öffentlicher Park gestaltet wird. Der grüne Boulevard erschließt auch den Marktplatz, der unter anderem Raum für Produkte bietet, die in Zukunft auf dem Gelände hergestellt werden könnten.

Wie beim grünen Boulevard schon angedeutet, soll die Mobilität mit dem Auto im Gebiet deutlich eingeschränkt werden. Das Mobilitätskonzept setzt auf Mobilitätshubs an den Eingängen im Westen des Gebiets. Dort können Autos für den Individualverkehr parken und deren Insassen können auf Elektroroller oder Fahrräder umsteigen.

In der ersten Phase der Entwicklung sollen vor allem Ideen entwickelt und weitere Akteure akquiriert werden, bevor es in der zweiten Phase zu ersten Veränderungen auf dem Gebiet kommt. Die Veränderungen bestehen vor allem aus dem Abbau und der Versetzung einiger Bestandsgebäude im Sinne einer Quartiersbildung und der Schaffung zusammenhängender Grünräume. In der dritten Phase sollen die ersten Gebäude um die Quartiersmitten angesiedelt werden. In ihnen können die ersten Ideen, die aus der Zusammenarbeit auf dem Gebiet entstanden sind, umgesetzt werden. Bis hierhin dient das Gebiet ausschließlich dem Testen und Präsentieren. Bis hierhin bleibt das Gebiet kontrolliert geschlossen. Das bedeutet, dass innerhalb definierter Öffnungszeiten Besucher auf das Gebiet kommen können, jedoch gibt es weiterhin Posten an den Eingängen. Gelungene Konzepte welche das Bauen betreffen werden schließlich in der vierten Phase übernommen und vervielfältigt, um die Quartiere städtebaulich zu vervollständigen.