Um den Flug nach Hanoi um 12:00 Uhr in München zu kriegen begann der Tag für uns extrem früh. Malte startete um 05:00 Uhr aus Ulm, Leon um 03:00 Uhr aus Dresden. Malte entschied sich für die Deutsche Bahn von Ulm nach München, dazu später mehr, aber ihr könnt euch schon denken was da noch kommt. Leon hatte die perfekte Fahrt um 04:00 Uhr mit BlaBlaCar gefunden, um von Dresden aus nach München zu fahren. Die Abfahrt verspätete sich um sagenhafte 3 Minuten. Bei dem Auto handelte es sich um den Firmenwagen eines Mitarbeiter von BMW, quasi neu, angenehme Gespräche. Wie vorgesehen um 08:00 Uhr in München angekommen, konnte Leon noch kurz in die S-Bahn hüpfen und entspannt am Flughafen ankommen. Na gut, die Bahn hatte 8 Minuten Verspätung, aber das haben wir ja mittlerweile zu verkraften gelernt.
Das Erlebnis DB-Bahnreise von Malte hingegen startete mit Ernüchterung, nachdem er sich gestresst hatte um pünktlich am Bahnhof anzukommen, herrschte bei ihm erstmal Ernüchterung. Schon 30 Minuten Verspätung – Grund: Personal verspätet. Die Verspätung stieg bei eisiger Kälte auf dem Bahnsteig bis auf 45 Minuten an. Krönung der Geschichte war als am Gleis gegenüber ein anderer ICE mit dem Ziel München ein und ausfuhr. Über den gab es natürlich für die am Bahnsteig wartenden Fahrgäste mit dem selben Ziel keinerlei Information. Die Fahrt nach München war Ruhig und das ganze hätte noch halbwegs glimpflich ausgehen können, man plant mittlerweile wohlwissend ja etwas Puffer ein. Die geplante S-Bahn wurde natürlich verpasst, die nächste hatte zwar auch schon 10 Minuten Verspätung, mittlerweile auch egal. Zwei Haltestellen vor der Münchner Flughafen dann die Durchsage in der Bahn, „die Fahrt endet hier, die Verbindung entfällt wegen Verspätung“. Malte musste Leon, der nun schon seit knapp einer halben Stunde am Flughafen wartete nun zum dritten Mal vertrösten. Endlich schaffte Malte es dann aber mit der nächsten, ebenfalls verspäteten, S-Bahn zu Leon der bereits am Checkin wartete.
Es war zwar trotz Allem noch kein Stress angesagt, aber einer von uns hatte neben Zornesfalten auch schon ein paar Schweißperlen auf der Stirn. Wir haben noch das Gepäck umgepackt und uns kurz Sorgen gemacht, dass wir doch etwas zu schweres Gepäck haben könnten. Hat glücklicherweise dann aber alles gepasst. Nach dem Checkin sind wir noch durch den Duty-Free-Bereich geschlendert, haben uns ein paar kostenlose Zeitschriften bei der Lufthansa geschnorrt – die wir natürlich alle ausgiebigst auf dem Flug studieren wollten – und sind dann einigermaßen Umwegefrei zum Gate gegangen. Dort haben uns eine Gruppe 0815-Deutschtouris erwartet. Wir haben uns geschämt! Zum Glück sollten die sich in Peking von uns verabschieden.
Der erste Flug begann eigentlich wirklich vielversprechend. Die Stewards und Stewardessen von AirChina sind super freundlich. Auf Nachfrage wurden wir auf die Plätze am Notausgang versetzt und wir waren gefühlt stets die ersten die was zu essen bekommen haben. Also deutete eigentlich wirklich vieles auf einen sehr angenehmen Flug hin. Kurze Zeit später stellte sich jedoch heraus, dass es zur Cola leider keinen Whiskey gab. Das Einzige was sie uns anbieten konnten war chinesisches Bier. Erster Downer… Na gut!
Leon hatte sich extra eine ToDo-Liste mit organisatorischen Dingen angelegt, die er während des Fluges noch angehen wollte. Also begaben sich Malte und Leon sofort daran… sich Gegenseitig zu beweisen wer besser im Schach ist. Nach ein paar langen und ermüdenden Partien sind beide nach und nach immer wieder weggenickt. Die durch zu trockene Luft, Lärm und latent zu niedrige Temperatur herbeigeführten Halbschlaf-Dös-Phasen gespickt mit wilden Vorstellungen und Träumen wurden von nun an lediglich unterbrochen von wirklich überraschend gutem Flugzeugfutter und mehr oder weniger halbherzigen Schachpartien. Achja! Die Zeitschriften… netter Versuch.
Wir gingen nach neun Stunden Flug zwar gut gesättigt, jedoch völlig gerädert und mit Kopfschmerzen in Peking von Bord, wo wir auf Bänken schlafend vier Stunden auf unseren Anschlussflug gewartet haben. Auf dem Weg zum Gate sind wir an einer Notfallapotheke vorbeigelaufen. Aus Angst aufgrund von Krankheit (immerhin waren wir in China) oder irgendwelchen anderen Gründen aufgrund eines Besuchs in einer Notfallapotheke den Flug nach Hanoi nicht antreten zu können sind wir schweren Herzens weiterhin geplagt vom Kopfschmerz dran vorbeigelaufen. Sah sowieso noch sehr geschlossen aus.
Angekommen am Gate in der hintersten letzten Ecke des Flughafens haben wir uns jedoch nach kurzer Bedenkzeit doch dazu entschlossen nochmal bei der Apotheke vorbeizuschauen. Jetzt hatte sie offen und sie hatte, man lese und staune, Ibuprofen da! Unsere Rettung.
Gedopt – also ohne Kopfschmerzen – traten wir also den Flug nach Vietnam an. Deutlich neuerer Flieger, voll besetzt, dafür mit deutlich besserem Klima. An Schach haben wir nichtmal gedacht. Seine Liste hatte Leon schon in die hinterste letzte Ecke seines Hirns verdrängt. Endlich schlafen!
Zu 30 Grad und mindestens 95% Luftfeuchtigkeit kamen wir ein paar Stunden später in Hanoi an. Seit sich vor ein paar Jahren “Grab” als App für jegliche Besorgungen in Vietnam durchgesetzt hat, ist es selbst für Touristen trotz Sprachbarriere super komfortabel möglich sich von A nach B kutschieren zu lassen, ohne dabei ausgenommen zu werden. Wir ließen uns also von einem Grab-Taxi in die Innenstadt von Hanoi, an das Ufer des Westlake kutschieren.
Dort befindet sich die Wohnung der Familie von Haiyen, der Freundin von Malte, in dem wir für die Zeit, die wir in Vietnam verbringen wollen, aufhalten dürfen.
Wir richteten uns kurz ein und machten noch ein Nickerchen. Nach einer Stunde oder so trieb uns der Hunger wieder aus dem Haus. Eigentlich mit dem Ziel in Maltes Lieblingsladen Pho-Suppe zu essen. Leider hatte der Laden schon geschlossen. Also sind wir weiter und haben uns “Banh mi” geholt. Kein schlechter Ersatz!
Danach sind wir einfach noch ein bisschen die Hauptstraße rauf und runter gelaufen, haben uns den Gerüchen hingegeben, sind in den Circle K (der vietnamesische 7Eleven) gegangen und haben uns auf einer Kreuzung in der Nähe für ein paar Euro ein paar Kokosnüsse und einen Cafe Sữa Đá gegönnt. Wir haben dem Treiben zugesehen, gesehen wie der Tag zur Nacht wurde und Leon bekam zum ersten Mal eine Ahnung davon wie Hanoi funktionieren könnte.
Teil dessen wie Hanoi funktioniert ist, dass der Tag mit dem Untergehen der Sonne erst richtig beginnt. Leon und Malte begaben sich also spontan zum Friseur, schließlich sollte es am nächsten Tag schon nach Indien auf die Hochzeit gehen! Malte hatte sich bei seinem letzten Aufenthalt in Vietnam den absoluten Perfektionisten rausgesucht. Entsprechend lange haben die Frisuren gebraucht. Der Friseur ist in einer kleinen Hütte direkt an einer vielbefahrenen Straße gelegen, auf der der Verkehr nun mit der Rush-Hour noch zunahm. Schwer zu begreifen wie es bei so viel Verkehr überhaupt noch vorangehen kann! In westlich geprägten Ländern hätte bei diesem Verkehrsaufkommen definitiv Stillstand geherrscht.
Nach der Fertigstellung zweier Meisterwerke von Frisuren haben wir uns wieder mit Grab zwei Mopeds Richtung Altstadt gerufen. Dort konnten wir dann endlich unsere lang ersehnte Pho essen. Und weil wir dann nicht gleich wieder zurück wollten sind wir noch ein bisschen durch die Altstadt gelaufen. Leon hat sich noch zu einem Nachtisch hinreißen lassen. Streetfood hier ist echt allererste Sahne. Wird noch spannend wie lange unsere Mägen das mitmachen!
Zurück ging es zufälligerweise dann zu zweit auf dem selben Moped durch den noch immer echt dichten Verkehr. Diesmal haben wir es nicht direkt und offiziell auf Grab gerufen, mit der Folge, dass der Fahrer wollte uns knapp vier Mal so viel wie üblich abrechnen wollte. Er hat das Doppelte bekommen, mehr war nicht drin.
Nach insgesamt wahrscheinlich weniger als 4 Stunden erholsamen Schlafs am Vortag sind wir endlich ins Bett gefallen, nur um festzustellen, dass uns das Jetlag noch voll im Griff hat. Natürlich! Wäre sonst auch zu einfach gewesen. Also lagen wir noch einige Stunden Wach und schliefen erst gegen 5 oder 6 Uhr morgens richtig ein.
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