Tag 2: Erste Nacht, erster Tag, erste Enttäuschung

Nachdem wir gestern, wie berichtet, sehr vorbildlich sehr spät ins Bett gegangen waren, sind wir heute natürlich vorbildlich früh aufgestanden, um unser Jetlag ein bisschen zu bekämpfen.

Gegen 12 Uhr mittags haben wir uns also langsam aus dem Bett bewegt, leider so langsam, dass wir es nicht mehr geschafft haben, zum Frühstück die (laut Malte, der bei früheren Besuchen schon ausgiebig testen durfte) beste Pho-Suppe Hanois zu essen. Der Laden hatte aufgrund der fortgeschrittenen Zeit schon geschlossen. Ehrlich gesagt hatten sämtliche klassische Frühstücksimbisse bereits geschlossen.

Deswegen sind wir, nachdem wir dann langsam so richtig Frühstückshunger bekamen und uns nicht entscheiden konnten, erstmal in den Supermarkt gegangen, um uns mit einem kleinen Snack für unterwegs und ein paar Tütensuppen für den Aufenthalt am Flughafen, von dem aus wir heute Abend nach Neu-Delhi fliegen sollten, einzudecken. Auch für die Busfahrt von Neu-Delhi nach Shimla am Abend wollten wir vorbereitet sein. Tags zuvor hatten wir gegenüber vom Friseur ein Restaurant ausgemacht, und weil wir nach ein bisschen Herumschlawinern auf der Hauptstraße sowieso gerade in der Nähe waren, haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, dort unser “Frühstück” einzunehmen. Es war ein eher einfaches Restaurant; Reis kombiniert mit entweder Fisch, Fleisch oder Rind. Nichts Besonderes, aber dennoch recht klassisch. Touristen würden sich dieses Restaurant normalerweise wahrscheinlich nicht als erstes aussuchen. Leon entschied sich für den Fisch, Malte für das Hühnchen. Auf dem Rückweg in die Wohnung holte sich Leon noch einen Bac Xiu, den vietnamesischen Kaffee, von dem wir gestern schon berichtet haben.

Wir hatten uns vorgenommen, vor dem Flug noch ein paar organisatorische Dinge zu klären, unter anderem, um den Blog hier wieder einigermaßen an den Start zu kriegen. Als wir dann aber zuhause ankamen, beschloss Malte, dass er doch noch nicht genug geschlafen hatte. Zudem war er generell noch fertig von seiner Dengue-Impfung und ruhte sich kurz aus. Schlussendlich lag Malte ne Stunde auf dem Sofa, Leon hat natürlich auch wieder alles gemacht, nur nicht das, was er sich vorgenommen hatte, und schon wurde es fast schon ein bisschen stressig, schnell genug mit den Vorbereitungen für den Flug fertig zu werden.

Es stellte sich heraus, dass wir eigentlich fast alles mitnehmen mussten, was wir auch schon für unseren Aufenthalt in Vietnam eingeplant hatten, mit dem Unterschied, dass wir ca. 20 kg weniger Gepäck mitnehmen durften. Es sah schlussendlich aber dann doch ganz gut aus.

Mit einem Grab-Taxi wurden wir zum Flughafen kutschiert, haben dort nochmal unser Gepäck gewogen, und es hat perfekt gepasst. Hochstimmung, High Five, große Freude über den anstehenden Flug nach Indien und die Hochzeit, zu der wir dort eingeladen wurden. Also rüber zum Check-in von Vietjet Air: “Passport please!” und dann “Hm, do you have a Visa?!” Völlig perplex schauten Malte und Leon erst sich und dann die Dame am Schalter an: “Visa?! Visa-on-arrival you mean?!” “No, there is no Visa-on-arrival.” Wir hatten uns vor Abreise grob im Internet informiert und gesehen, dass es ein Visa-on-arrival für Indien gibt. Was wir jedoch nicht gesehen hatten, war, dass es für Deutschland eben kein Visa-on-arrival gibt… Na gut, nächste Variante, um unseren Fehler irgendwie glattzubügeln: eVisa. Das klappt manchmal noch recht kurzfristig. Bis wir herausfanden, dass ein eVisa nicht mit vorläufigem Reisepass beantragt werden kann. Leon hatte sich aber genau diesen geholt, weil er nicht eingesehen hatte, sich für die volle Gebühr einen vollwertigen Reisepass zu besorgen. So hätte das Visum bei der indischen Botschaft in Vietnam beantragt werden müssen, was dadurch sau teuer geworden wäre und auch viel zu lange gedauert hätte, bis es hätte ausgestellt werden können.

Um es kurz zu machen: Wir sahen unsere Felle immer weiter davonschwimmen, und es wurde uns mehr und mehr bewusst, dass wir wohl nicht nach Indien reisen konnten. Malte überlegte noch kurz, trotzdem alleine zu fliegen, mit seinem Pass hätte er das Visum gegebenenfalls noch bekommen, entschloss sich dann aber dagegen.

Wir begannen also, alle möglichen Tickets irgendwie zu stornieren. Von dem ursprünglichen Preis ist dabei selbstverständlich nicht so viel übrig geblieben, von unserer Laune auch nicht. Wir blieben noch ein paar Minuten am Flughafen und versuchten, zu retten, was zu retten war.

Das Ende vom Lied war, dass wir schon ziemlich enttäuscht wieder nach Hause fuhren, uns die Tütensuppen reingezogen, uns noch ein Bierchen am See gönnten und dann irgendwann mal wieder viel zu spät ins Bett gegangen sind. Eigentlich ein doch noch recht versöhnlicher Abschluss eines ansonsten echt ziemlich unversöhnlichen Tags.

So unversöhnlich, dass wir beide nicht ein einziges Bild gemacht haben.

Another story to tell. Es wird dann also irgendwann – hoffentlich demnächst – höchstwahrscheinlich hier eine weitere Episode aus Indien geben.

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