Tag 12: Rönönönön

Der Übergang von Nacht zu Tag war dieses Mal fließend und nicht ganz definierbar. Wir taten alles um uns bestmöglich auf die Zeit in Da Nang und das bevorstehende Abenteuer vorzubereiten. Am wichtigsten dabei war es erstmal ordentlich zu packen, ohne etwas zu vergessen, aber trotzdem nicht zu viel einzupacken, um uns das Leben mit unserem Gepäck nicht allzu schwer zu machen. Nach Hin und Her nahmen wir doch beide auch unsere Laptops mit. Malte war sich unsicher, weil sein Backup schon etwas älter war und auf so einer Reise ja auch allerhand passieren kann. Unser Taxi war quasi schon im Anmarsch und wir mussten auch die Wohnung noch auf die 3 Wochen ohne uns vorbeigehen. 15 Minuten zu Früh kam die Nachricht von unserem Grab Fahrer: Er ist da und die Straße gesperrt. Ungläubig machten wir uns auf dem Weg runter zum Taxi, da wir uns nicht vorstellen konnten, dass die am Vorabend völlig freie Straße nun um 3 Uhr Nachts gesperrt sein sollte. Doch der Taxifahrer hatte recht, und wir wieder optimal getimed. In dieser Nacht war in Ha Noi ein Nachtlauf – zum Glück hatten wir ein paar Stunden Puffer eingeplant, der Flug würde erst um 5:25 Uhr starten.

Am Flughafen angekommen stellten wir fest, dass der Flug sogar erst 5:45 losfliegen würde. Also alles im Rahmen und ohne Hetze machbar. Wir hatten aufgrund unserer letzten Flughafenerfahrung ein etwas mulmiges Gefühl. Der Check-in und die Sicherheitskontrolle klappte dann aber problemlos und wir hatten noch einiges an Zeit. Also erst ein bisschen ausruhen auf den Flughafenbänken und noch ein Banh Mi zum Frühstück im Flughafen Restaurant gegessen. Es gab jeweils ein Banh Mi mit Rinderfleisch und gebratenem Gemüse. Was lecker aussah, entpuppte sich, besonders im Vergleich zu vorherigen Banh Mi, als herbe Enttäuschung. Ohne die Beigabe großer Mengen Soße war das belegte Brötchen wirklich nicht besonders lecker, aber immerhin ein Frühstück. Einen Großteil der Passagiere unseres Flug hatte wir während unserer Frühstückszeit schon beim Boarding beobachtet und wir waren somit fast die letzten, obwohl es noch ca. 30 Minuten bis zum Abflug dauern sollte. Deswegen standen die Leute im Gangway noch vor dem Flugzeug – wir hatten also nichts verpasst.

Als wir dann im Flugzeug waren, ging es aber zackig und wir starteten sogar 5 Minuten früher als geplant. Wir hatten ohne Nachfragen oder Gebühr die besten Plätze ergattert. Wieder jene direkt am Notausgang mit ordentlich Beinfreiheit. Malte war so müde, dass er quasi mit dem abheben in die Luft schon einschlief und erst kurz vor Landung aufwachte und sich Frage, wo Leon abgeblieben war, denn sein Nebenplatz war leer.

Leon, der den Sonnenaufgang beobachten wollte, hatte sich während Malte schlief einen Premium Fenstersitz mit perfekter Aussicht gesucht. Nachdem es zuerst dunkel gewesen ist, durchbrach das Flugzeug die Wolkendecke und Leon erlebte einen der schönsten Sonnenaufgänge seines Lebens. Generell war der Flug entgegen der aufgehenden Sonne extrem schön.

Wie landetet sicher, und können den in Vietnam eher schlechten Ruf von Vietjetairlines nicht bestätigen. Beim Aussteigen kam uns sehr schwüle Luft entgegen – es hatte stark geregnet.
Malte wollte sich am liebsten bei der Gepäckablage einfach hinlegen und weiter schlafen. Leon insistierte, dies nicht zu tun und es fand sich ein Kompromiss sich kurz ins anliegende Highlands Coffee zu setzen. Leons Handy war leer und es gab noch keinen konkreten Plan für die Unterbringung in Da Nang. Also guckten wir uns online ein paar Hostels an bekamen ein bisschen Gefühl für die Preise, konnten aber nichts Passendes für die kommende Nacht online buchen. Es war so gegen 7 Uhr und wir hätten gerne ein Hotel mit early-Checkin gehabt, um uns erstmal auszuruhen. Insgesamt waren wir beide müde, ohne Kaffee und ordentliches Frühstück und damit wirklich sehr leicht reizbar. Irgendwas musste also passieren, um die Laune nicht endgültig kippen zu lassen.
Also Grab bestellt und damit ins Stadtinnere gefahren mit dem Plan in ein paar Hostels persönlich zu fragen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Preise, die online angegeben waren, deutlich günstiger waren, als das, was man dann bei den Hotels persönlich kurzfristig buchen konnte. Wir hätten gedacht, es wäre genau umgekehrt, wurden aber eines Besseren belehrt. Nach drei Versuchen landeten wir schlussendlich beim City Hostel, da war es irgendwie erträglich von den Preisen war und wir einfach sehr freundlich empfangen wurden. Auch der Preis für den Early-Check-in war mit 60.000 VND in Ordnung. Wir buchten zwei Betten im Dorm und zumindest Malte hat sich erstmal hingelegt.

Leon hat sich noch schnell eine Pho im Restaurant nebenan gegönnt. Er wurde ein bisschen von der Eigentümerin veräppelt, zumindest lachten alle, ohne dass er verstand warum. An seinem Tisch saß ein vietnamesischer Kalifornier, der ihm zum Thema Moped beriet und ihm im Endeffekt erklärte, dass der geschmiedete Plan deutlich komplizierter werden könnte als von uns gedacht. Er schien Erfahren, da er jedes Jahr für drei Monate nach Vietnam pendelte und früher ebenfalls ein Hotel in Da Nang führte. Es war ein ausgesprochen nettes Gespräch, doch irgendwann musste Leon sich losreißen und fiel kurz darauf ebenfalls völlig erschöpft ins Bett. Es folgten ein paar Stunden Schlaf für beide, die zwar notwendig aber auch nicht richtig erholsam waren. Leon wachte irgendwann auf, sah, dass Malte noch schlief und suchte ein Café auf. Malte wachte einige Minuten später auf und suchte sich etwas zu essen in einem Restaurant um die Ecke. Es gab gebratene Nudeln mit Gemüse und Rindfleisch.

Leon hatte sich die Warnung des Kaliforniers zu Herzen genommen und fing an online nach Mopeds zur Miete zu schauen und sich über die Erfahrung anderer zu informieren. Diverse Einträge auf Reddit führten dazu, dass Leon den Glauben an den ursprünglichen Plan fast verlor. Es wurde von verschiedenen Nutzern erklärt, was alles wie nicht funktionieren würde und wieso man das Ganze sowieso nicht machen sollte/dürfte/könnte …viel zu gefährlich/teuer/unsinnig. Dementsprechend enttäuscht stieß er zu Malte, der sich nach dem Essen noch ein T-Shirt gekauft hatte (8 €). Malte war etwas irritiert über die vielen Informationen, die Leon zum Thema Moped in Vietnam gefunden hatte. Malte hatte sich im Jahr vorher schonmal ein Moped gemietet, um von Da Nang nach Hoi An zu fahren und das relativ problemlos. Wir einigten uns auf die Devise, „wir probieren das erstmal einfach aus“.


Nach einer Stärkung in Form eines Kokosnusskaffes und einem Bac Xiu mit Grasgelee und ein paar gerösteten Sonnenblumenkernen als Snack (die gibt es hier in fast jedem Kaffee) überlegten wir unser weiteres Vorgehen. Malte rief erstmal im Verleih von damals an, der hatte allerdings dauerhaft dicht gemacht. Er hatte schon damals die Preise verglichen und wusste, dass es irgendwo in Da Nang ein paar Straßen mit mehreren Verleihen geben musste. Es gab schon damals sehr hohe Preisunterschiede, je nachdem wie neu die Mopeds waren und ob es Verleihe eher für europäische oder vietnamesische Touristen waren. Wir verbrachten die nächsten zwei Stunden damit in verschiedensten Läden klinken zu putzen. Wir waren sehr ehrlich und erzählten offen über unseren Plan mit den Mopeds in Richtung beziehungsweise eventuell auch nach Ho Chi Minh zu fahren. Dies führte in einem Großteil der Läden tatsächlich dazu, dass die Eigentümer uns von vornherein nichts vermieten wollten. Andere schlugen wirklich sehr hohe Preise um die 400 € für 21 Tage vor. Unsere Optionen schmälerten sich, bis wir schon ein bisschen entmutigt vor einem Verleih standen, wo die ganze Familie schon im Laden beim Abendessen saß. Wir fragten wieder, mittlerweile hatten wir unseren Text schon optimiert und geübt und zu unserer großen Überraschung brach bei den Worten Ho Chi Minh zwar heiteres Gelächter bei der gesamten Familie aus, aber uns wurden trotzdem passende Mopeds gezeigt. Der Preis war mit 60 €/21 Tage Pro Moped auch völlig in Ordnung beziehungsweise Im Vergleich so preiswert, dass wir es erst gar nicht fassen konnten.

Ganz so einfach war die ganze Geschichte dann aber leider doch nicht, denn Leon hatte keinen internationalen Führerschein dabei. Long Story Short, Malte konnte ein Moped leihen, Leon erstmal nicht. Nach langem Hin und Her, schmunzeln und ein paar Witzen konnten wir eine Lösung finden mit der alle einverstanden waren, auch wenn sie für uns erstmal nicht optimal klang. Leon musste 15 Mio. VND also circa 600 € als Pfand da lassen. Nachdem er sich hinten auf dem Moped von Malte sitzend mit dieser Lösung angefreundet hatte wartete die nächste Challenge auf uns. Drei Automaten unserer gebührenfreien Lieblingsbank „TPBank“ konnten diese Mengen, oder besser gesagt eigentlich gar kein Geld ausgeben. Nach etwas Recherche fanden wir heraus, dass verschiedene Limits für Abhebungen am Automaten aller Banken in Vietnam gelten. Meistens liegen diese zwischen 2 und 5 Mio. VND. Etliche Automaten später hatten wir endlich das Geld zusammen. Wirklich ein ganz schön fetter Batzen.

Wir fuhren zurück zum Verleih und Leon konnte sich voller Freude endlich auch ein Moped mieten. Mit unserer neu gewonnenen Freiheit und ordentlich Puls fuhren wir erstmal eine typische Spezialität in Da Nang Essen. Nudelsuppe. Lecker und gut verdaulich für unsere angestrengten Mägen. Nach dem Essen sind wir dann nochmal losgefahren und ein bisschen durch die Stadt gedüst, haben uns die Dragon Bridge angeschaut. Die kann Feuer spucken…stimmt wirklich. Schaut es nach! Wir haben noch einen Abstecher zum Nachtmarkt gemacht, dort das Angebot an Seafood bestaunt aber um die Regeneration unserer Mägen nicht zu kontakarieren haben wir dieses Mal davon nichts zu uns genommen.

Da wir am nächsten Tag früh aufstehen mussten haben wir es sogar fast früh ins Bett geschafft.