Um kurz vor neun wachten wir gut ausgeschlafen im Hotel Valentin auf. Trotz unserem in Liebeskummer verfallenen Zimmernachbarn hatten wir es geschafft schnell ein- und gut durchzuschlafen. Er hatte bis frühmorgens seine Balladen gesungen und so viel Bier getrunken, dass der Geruch von Alkohol und Zigaretten über Nacht in unser Zimmer gezogen war. Die Nacht war mit Regenstürmen durchgezogen, die mit großen Windböen zum unregelmäßigen Auf- und Zuschlagen einiger Fenster und Türen geführt hatten. Insgesamt war die Geräuschkulisse dennoch irgendwie entspannend und hatte uns erholsamen Schlaf beschert. Es gab im Hotel kein Frühstück, deshalb entschieden wir uns gleich loszufahren. Zuerst aber noch einen kurzen Schnack mit der netten Hotelinhaberin. Sie konnte selbst wegen ihres lauten und traurigen Gasts nicht schlafen, erklärte uns seine Situation und entschuldigte sich dafür. Nach ein paar Tipps für unsere Reise ging es dann in die gleiche Richtung wie tags zuvor zum Abendessen, um etwas zum Frühstücken zu finden.
Auf dem Weg fanden wir spontan ein passendes Café an der Straßenseite, in dem wir uns unseren Beiträgen und unseren Kaffeekonsum widmeten. Außerdem fand Malte in der Snackabteilung des Cafés eine Packung, von der er nicht wusste, was sie beinhaltete. Es stellte sich heraus, dass es sich um Melonenkerne handelte, die wie die Sonnenblumenkerne am Tag zuvor zum Snacken gedacht waren.
Auf der Suche nach etwas zu Essen kamen wir an einer, für Vietnam typischen, Markthallen vorbei, die völlig untouristisch war und die wir deswegen unbedingt anschauen mussten. Auch wenn nichts Interessantes für uns dabei war, war es sehr entspannend, das Ganze ohne den Touristentrubel anzuschauen. Auf dem Weg rund um die Markthalle sahen wir Verkäufer vor gestapelten Waren. Darunter verschiedenes Gemüse, Fleisch, Fisch und alle möglichen Lebensmittel. Ein Teil des Marktes bestand aus etlichen Käfigen, in denen Enten, Hühner und andere Tiere in der Sonne lebendig darauf warteten gekauft zu werden. In der Luft sammelten sich die unterschiedlichsten Gerüche, die in der Mischung nur schwer auszuhalten waren. Um nicht völlig erfolglos weiterzuziehen kaufte Malte an einem Stand noch einen Strang Mini-Bananen für 20 000 VND als Snack für die weitere Fahrt.
Leon wollte schnell weiter und so fragten wir beim Gehen die Parkwärterin nach einer Empfehlung fürs Frühstück beziehungsweise – da es kurz vor zwölf war – eher schon fast Mittagessen. Das empfohlene Essen war sehr lecker und preiswert. Es gab Nudelsuppe. Für Malte mit Hühnerfleisch und für Leon mit Rind. Leon hatte zusätzlich auch eine Frühlingsrolle, die super crispy und aus sehr luftigem Gewebe perfekt frittiert war. Die sah so lecker aus, dass Malte sich für 5000 VND oder circa 19 Cent auch noch eine dazu bestellen musste. Wir tranken natürlich frische Zitronenlimonade.
Es ging dann relativ schnell los mit den Mopeds, auf dem bereits bekannten Weg in Richtung Golden Bridge. In dem Moment, als wir das Parkhaus bei der Gondelstation zur Golden Bridge betraten, fing es an wie aus Kübeln zu schütten. Deswegen stellten wir uns kurz im Parkhaus unter bis wir, im Trockenen, zum Ticketschalter an der Gondel vordringen konnten. Dort mussten wir dann leider feststellen, dass uns die Karten mit über 40€ wirklich viel zu teuer waren. Dabei wollten wir eigentlich nur die Brücke betrachten und dafür die Gondel auf den Berg nehmen. Man konnte aber nur das Gesamtpaket inklusive des Eintritts für den anliegenden Freizeitpark buchen, den wir aber gar nicht sehen wollten. Nach langer Überlegung entschieden wir uns dagegen, auch wenn wir uns etwas gesträubt haben, da wir den Weg nun schon zum zweiten Mal auf uns genommen hatten. Für Einheimische gab es übrigens Spezialpreise, und die Preiskommunikation war, böse Zungen würden sagen, mit Absicht, sehr unübersichtlich. Also zurück mit Uns ins Parkhaus, wo es in dem Moment, als wir gerade hinausfuhren, wieder extrem angefangen hat zu schütten. Wir stellten uns ein weiteres Mal für eine Viertelstunde unter.
Leon versuchte die Zeit zu nutzen um endlich die Mopedrouten für Google Maps aktivieren zu können, die Google Maps in der deutschen Version nicht anzeigen kann. Malte, der das schon im letzten Urlaub irgendwie hinbekommen hatte versuchte zu helfen, aber es klappte einfach nicht. Wir mussten uns gegen den Weg nach Hue entscheiden, da der starke Regen zu Überschwemmungen auf der Route geführt hatten. Also ging es auf direktem Weg in den Süden, nach Hoi An. Mit der Routenführung auf Maltes Handy fuhren wir los. Kurz hatten wir noch überlegt mit unseren geliehenen Regencapes zu fahren, die aber wie sich herausstellte ganz fürchterlich nach alter Wäsche und Schweiß stanken.
Die Autobahn war schön und glücklicherweise sehr leer. Leon wollte unterwegs noch am Rande der Autobahn mit Johanna telefonieren, was nicht so gut funktionierte und deswegen kurz verschoben wurde. Wir fuhren nochmal weiter, bis es wieder anfing leicht zu regnen, hier sicheres Vorzeichen für größere Regenstürme, um uns dann in eine kleine Straßenbar vor dem Regen in Rettung zu bringen.
Die kleine Bar am Straßenrand bestand lediglich aus einem großen Wellblech, das uns im letzten Moment aber vor dem drohenden Regen schützte. Hier saßen an fünf Tischen ein paar Vietnamesen, die sich bereits ordentlich über den Durst gesoffen hatten und uns interessiert musterten. Die Stimmung war heiter und anscheinend gab es wirklich nur Bier, da nach unserer Bestellung von zwei Colas eine der Frauen auf ihr Moped stieg und erstmal verschwand. Sie muss ins nächste Dorf gefahren sein, um Cola zu kaufen und kam mit einer Sechserpackung zurück. Wir tranken also entspannt unsere Cola, warteten darauf, dass es trocken wurde und Leon telefonierte mit Johanna. Uns wurden immer wieder Reiscracker an den Tisch gebracht und als wir uns endlich losreißen konnten, wurden wir mit viel Aufmerksamkeit und besten Wünschen für die Weiterreise verabschiedet.
Nach Hoi An war es nicht mehr weit und wir kamen bald am Hostel an, wo Lena, eine Freundin von Leon, aktuell arbeitet. Sie wusste nicht, dass wir vorbeikommen, oder dass wir überhaupt in Vietnam waren, weil wir daraus eine kleine Überraschung geplant hatten. Da Lena bei unserer Ankunft noch nicht im Hostel war, haben wir die Gelegenheit genutzt, um an den Strand zu fahren. Dort haben wir vor dem aufziehenden Gewitter mit Blick auf den verwüsteten Strand zwei Mojitos getrunken. Die Stimmung war unheilvoll und beeindruckend. Vielleicht war das eine kleine Warnung für das, was gleich passieren würde.
Wir mussten recht schnell starten, um zurückzufahren, da uns die Barmitarbeiter informierten, dass es bald regnen würde. Deswegen schnell mit den Mopeds zurück bevor wir nass werden könnten. Einfacher gesagt als getan, denn wir konnten bei Maltes Moped das Lenkradschloss nicht deaktivieren. Beim Aktivieren des Lenkradschlosses klappt eine kleine Metallkappe vor das Schlüsselloch, die mit einer Seite des Schlüssels entsperrt werden kann. Sowohl der Schlüssel als auch die Entsperrvorrichtung am Moped war allerdings so ausgenudelt, dass es unmöglich war das ganze zu öffnen. Uns kamen zwei Vietnamesen zur Hilfe, die sich der Problematik annahmen. Am Ende schafften wir es mit vereinten Kräften und Leons Fingerspitzengefühl das Moped zum Laufen zu bringen. Wir mussten die Nacht also glücklicherweise nicht am Strand verbringen. Wir werden die Wegfahrsperre in Zukunft nicht einmal mehr schief anschauen.
Erleichtert fuhren wir zurück zum Hostel. Die Überraschung gelang perfekt und Lena konnte ihren Augen kaum trauen, als wir uns einfach so im Hostel neben sie setzten. Und so starteten wir in die Nacht mit Free Drinks, zusammen mit Lena und ein paar anderen Hostelgästen an der Hostelbar. Es ging weiter in Richtung Altstadt. Hoi An ist eine sehr touristische Stadt und dementsprechend waren auch die Clubs voller Touristen aus aller Welt. Die Nacht war sehr lustig und aufregend, auch wenn wir uns teilweise sehr für uns und die anderen Touristen schämen mussten. Malte, fand vorm Club endlich eine Möglichkeit Cha La Lot zu essen, ein Snack, den er seit seiner Ankunft in Vietnam gesucht hatte. Wir sind um 5 Uhr wieder im Hostel angekommen und völlig fertig eingeschlafen.