Nach einer ruhigen und kühlen Nacht wachten Malte und Johannes in ihrer eigenen großen Festung auf. Zum Frühstück ging es auf den Wehr, um die Aussicht auf das Meer ein letztes Mal zu genießen.
Malte passierte noch ein morgendliches Malleur mit der Milch. Der Griff von seinem Kocher hielt der Menge an Topf und Milch nicht stand und rutschte einfach ab. Die gesamte mühsam angerührte Trockenmilch ergoss sich über den Boden unseres Schlafzimmers. Es kostete etwas Zeit und Nerven, aber weiter schlimm war es nicht, denn wir hatten noch etwas dabei.
Die geplante Abfahrt um 7 Uhr verzögerte sich auf 8 Uhr, aber dann ging es wirklich los. Geplant waren 1200 Höhenmeter am Stück, um in einen Nationalpark zu kommen. Der Anstieg war auf einer Länge von 25 Kilometer verteilt. Dies bedeutet, dass der gesamte Vormittag gegen die Erdanziehungskraft und den Asphalt gearbeitet werden musste.
Leon wachte ebenfalls schon sehr früh auf und war eigentlich entsprechend früh abfahrbereit. Grade morgens ging es ihm jedoch nach wie vor nicht so gut, weswegen er auf das Frühstück gut verzichten konnte. Er musste jedoch noch für das Hostel bezahlen, und das Büro war noch nicht besetzt. Durch das fragen um sein Geld irgendwie loszuwerden konnte er schließlich ebenfalls erst gegen 8 Uhr abfahren. Leons Tour startete bei 0 hm und der Berg mit den 25 Kehren baute sich bedrohlich vor ihm auf. Er setzte sich das Ziel so schnell wie möglich oben zu sein, vielleicht sogar Johannes und Malte zu überholen. Er konnte Johannes Standpunkt verfolgen, stellte jedoch recht schnell fest, dass ein Überholmanöver heute wohl nicht mehr drin sein würde.
Malte und Johannes fuhren die 25 Kehren bis zum Aussichtspunkt in Rekordzeit hoch. In Rekordzeit für ein vollbeladenes Reiserad, wohl gemerkt. Die Rennräder überholten uns rechts und links. Die beiden konnten Leon noch auf dem Weg nach oben sehen und bekamen Konkurrenzdruck. Motiviert und mit breiter Brust besiegten wir uns selbst und den Berg.
Auf dem Berg haben wir schließlich gemeinsam in einer Art Café Rast gemacht. Als das Kaffee öffnete, wurden wir quasi verscheucht. Einen Tisch in den Schatten zu stellen war Gästen des Cafés vorenthalten. Da wir scheinbar keine Gäste sein durften und auch nicht mehr werden wollten, fuhren wir geschwind zum nächsten Restaurant. Dort gab es Pfannkuchen, Nudeln, Kaffee und Wasser.
Dort entscheiden wir uns auch, dass uns die 1000 Meter Höhe nicht genug waren und wir schmiedeten den Plan, einen der höchsten Punkte Montenegros zu besuchen. Der angesteuerte Berg ist zudem Namensgeber dieses schönen Landes. Dieser Berg mit dem Namen Lovčen ist ganze 1676m hoch.
Auf den ersten Kilometern musste Leon sein Bedürfnis nach Adrenalin stillen. Er fuhr, gut gesichert, eine Seilwinde über eine Schlucht. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen aber gelohnt hat es sich trotzdem. Wir fuhren den steilen Berg weiter, bis Leon merkte, dass er seine Flasche im Restaurant vergessen hatte. Für ihn ging es 3 km wieder runter und dann natürlich auch wieder rauf.
Unseren Anstieg zum Nationalpark begannen wir bei bestem Wetter um 14 Uhr. Bis 16 Uhr haben wir nichts anderes gemacht, als bei niedrigem Gang und hoher Trittfrequenz, Höhenmeter zu beseitigen. Unser Ziel kam immer näher, unsere Kräfte schwanden. Die montenegrischen Berge unterscheiden sich übrigens kaum von der kroatischen Karstregion, bleiben aber weiter atemberaubend.
Wir sagten dem Meer noch einmal Tschüss und setzten dann alles daran die letzten Meter abzuarbeiten. Leon und Johannes entschieden sich am eigentlich höchsten Punkt der Route, noch weitere 200 Höhenmeter zurückzulegen, um das auf 1650 Metern gelegene Mausoleum von Petar II Petrovic-Njegos zu bestaunen. Malte der etwas angeschlagen war, wartete unten und passte auf das Gepäck auf. Oben, am höchsten Punkt unserer Reise und zugleich auf dem letzten hohen Berg für Malte und Johannes, waren wir unglaublich erschöpft und trotz allem richtig zufrieden. Wir hatten es geschafft. Das war die bisher größte Anstrengung und zudem die letzte große Hürde, zumindest für Malte und Johannes.
Das Mausoleum war auf seine Art und Weise spektakulär. Die Soundkulisse vom Grab selbst war einzigartig. Ein spannender Fakt ist zudem, dass die Decke vom Denkmal mit 18 Kilogramm Gold besetzt. Wir konnten kilometerweit blicken und das Tal, aus dem wir gestartet sind, war so weit unten, dass wir es kaum noch erkennen konnten. Der Dunst hing zwischen den Bergen fest und Windböen fauchten uns um die Ohren. Es war wunderbar!
Hiernach ging es nicht mehr richtig weiter. Wir entspannten uns anschließend in einem nettem Café in der Nähe eines Feriengebiets für Kinder. Malte hat sich ne Pomsi bestellt und Leon und Johannes teilten sich eine Pizza und wir tranken etwas dazu. Als wir aufbrachen, war uns nicht mehr nach Fahren zumute. Im nächsten winzigen Dörfchen, mitten in den Bergen, fragten schließlich die Anwohner, ob wir im anliegenden Wald schlafen könnten. Der Eigentümer des Grundstücks war so freundlich, dass es fast des Eindruck machte er freue sich darüber, dass jemand dort Campen wollte. Der Wald oder eher die Wiese mit vereinzelten Bäumen, bot uns den Blick auf die Berge, die wir so tapfer bestritten hatten.
Zum Abendessen kochten wir Feta-Nudeln und gingen ins Bett. Es sollte überraschenderweise diese Nacht extrem windig werden. Da wir darauf nicht so richtig eingestellt waren und der Wind bereits einsetze, durften wir alle nach den ersten dösigen Minuten in der Hängematte nochmal raus, um unsere Tarps fester abzuspannen und die Wäsche abzuhängen.
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