Tag 7: Routinen

Ein weiterer Tag in Hanoi, diesmal mit morgendlicher Variation, also ohne Snooze! Leon setzte auf die für ihn altbewährte Technik, das Handy nicht am Bett liegen zu haben, sodass er aufstehen muss, um den Wecker auszustellen. Dies führte dazu, dass wir um halb zehn aufstanden und einen Schnellstart in den Tag hinlegten.

Noch ein bisschen zerkniddert, aber das wird dann schon…

Also ab aufs Moped, Kaffee trinken! Unser Standardcafé haben wir mittlerweile ja gefunden, und die Lust auf Experimente ist morgens noch nicht ganz so groß. Deswegen verschlug es uns dahin, wo wir die letzten Morgende schon waren. Dieses Mal machten wir nicht den Fehler nur ein Kokosnuss-Sorbet zu bestellen, sondern bestellten beide eins und fragten uns ein weiteres Mal, was es mit dem Café nebenan wohl auf sich hat. Dieses Mal waren weniger verstrahlte Leute unterwegs, ganz vom Tisch ist die Opiumhöhlentheorie aber auch noch nicht. Es bleibt ein Mysterium.

Zerknidderung durch Kokosnusskaffee geheilt…

Leider mussten wir uns nach dem Kaffee von unserem relativ neuen Ersatzmoped wieder verabschieden und unser etwas schrottigeres Moped wieder abholen. Es stottert also ein bisschen, springt schlecht an… Na gut, dafür ist es eben billig und bringt uns auch (fast) überall hin. Und es ist jetzt unser Moped. Eigentlich haben wir uns mit seinem etwas eigenwilligen Charakter auch schon ganz gut angefreundet.

Leon war morgens zwar ganz gut aus dem Bett gekommen, jedoch mit leichten Bauchschmerzen und einem Frosch im Hals. So richtig Appetit wollte sich jedenfalls beim Frühstück auch nach dem Kaffee noch nicht einstellen. Deswegen verzichtete er auf das Frühstück, während Malte sich ein – beziehungsweise durch einen Übersetzungsfehler sogar zwei – Bánh cuốn gönnte. War ein bisschen zu viel, aber dennoch lecker!

Danach ging es erstmal wieder nach Hause, um sich von der harten Arbeit in Form von Kaffeetrinken und Essen zu erholen. Leon führte zudem ein längeres Telefonat mit Johanna. Sogar so lange, dass Malte sich dazu entschloss, noch einmal alleine rauszugehen, um sich einem weiteren Kaffee zu widmen. Dieses Mal fand er endlich das Café, das er zusammen mit Leon schon vor ein paar Tagen gesucht hatte. Im Café wurde Malte vom Barista angesprochen, der ihm Geschichten aus seiner Heimatstadt erzählte und eine Empfehlung für einen hygienischen Ort fürs Abendessen aussprach. Währenddessen konnte Malte auf der anderen Straßenseite einen Friseur beobachten, der nach und nach seinen Kunden auf offener Straße eine neue Frisur verpasste.

Irgendwann entschloss er sich dazu, Leon abholen zu kommen, fuhr nach Hause und nachdem Leon sein Gespräch beendet und noch ein Backup seines Handys angelegt hatte, fuhren wir wie tags zuvor geplant wieder Richtung Innenstadt zu Apple No. 1, um unsere iPhones reparieren zu lassen. Vorher wollte Malte aber spontan noch ein paar Hosen besorgen. Das hatte zum Resultat, dass Leon in einen Kaufrausch verfiel, drei Hosen gekauft hat, noch einen Pullover und zwei paar Socken umsonst bekommen hat… und Malte nichts. Es hat offensichtlich doch auch Vorteile, keine 184cm lang zu sein – der lokalen Körpergröße zumindest ein bisschen näher zu kommen.

Danach sind wir dann aber wirklich weiter zum Reparaturshop. Glücklicherweise konnten wir für den Zeitraum der Reparatur spontan ein Handy ausleihen und waren deswegen recht flexibel. Wir gaben unsere Handys ab, fuhren zum Brillenladen und ließen in einer Aktion von circa zehn Minuten die neuen Gläser einsetzen. Irgendwie fühlten sich für Leon die neuen Gläser zunächst irritierend an, aber da die Sicht eigentlich recht gut war, akzeptierte er die Brille erstmal wie sie war. Vielleicht muss man sich eben erstmal wieder daran gewöhnen, nach zwei Jahren keine tiefen Kratzer in der Mitte des Sichtfeldes zu haben, dachte er.

Als wir uns auf dem Weg zum Abendessen machten, kam bereits die Nachricht auf unser Leihhandy, dass wir unsere iPhones wieder abholen könnten. So sind wir wieder gefühlt durch die halbe Stadt zu Apple No. 1 gefahren, um unsere iPhones abzuholen und sind von dort aus Abendessen gegangen. Leon hatte das Bedürfnis, seinem Magen eine kurze Verschnaufpause zu gönnen, deswegen kam ihm die Empfehlung des Barista am Vormittag sehr gelegen.

Es handelte sich um ein für vietnamesische Verhältnisse recht vornehmes Restaurant mit Gerichten zu Preisen von immerhin etwa fünf Euro. Für die Verhältnisse hier wirklich recht hochklassig.

Hier stellte Leon dann endgültig fest, dass mit seiner Brille irgendetwas nicht stimmte. Das rechte Glas musste falsch eingesetzt worden sein, denn mit dem linken Auge sah er hervorragend, mit dem rechten im Vergleich jedoch fast gar nichts. Nervig.

Wir bestellten uns gebratene Glasnudeln mit Pilzen und Gemüse, frittierte Auberginen mit Anis, Klebreis mit Hühnchen und “Fleischwolle” sowie Wasserspinat mit Knoblauch als Beilage. Bei Fleischwolle handelt es sich um getrocknetes, faseriges Fleischgewebe, das in einigen Gerichten als würzige Streuung dient. Hört sich ganz schrecklich an, ist aber tatsächlich erstaunlich lecker!

Nach dem Essen wollten wir ohne größere Umwege zurück nach Hause. Kleinere Umwege führten lediglich für ein paar Spaßgetränke vorbei am Circle K und an unserem mittlerweile ebenfalls angestammten Saftstand auf der Kreuzung gleich vor der Wohnung.

Nachts, wenn etwas weniger Verkehr ist, kommt man auch ein bisschen besser voran.

Hier ein kleiner Einblick in den Verkehr in Hanoi, wenn es nicht völlig geistesgestört voll ist.

In der Wohnung angekommen, kam es zu einer weiteren mittlerweile üblichen Routine. Wir setzten uns also aufs Sofa und spielten ein paar Runden Schach, bis Malte langsam auf dem Sofa einschlief, während Leon noch ein bisschen weiterspielte und sich dann irgendwann ins Bett verzog. Malte war dadurch wach geworden und fühlte sich unpassenderweise plötzlich putzmunter. Er konnte beim besten Willen nicht mehr einschlafen und vertrieb sich seine Zeit dann mit Schach und quatschte mit den Leuten aus Deutschland, für die es erst früher Abend war. Gegen drei konnte er schließlich einschlafen, wenn auch auf dem Sofa. Immerhin besser, als gar nicht schlafen zu können.

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