Tag 3: Zwischen Phở und Fauxpas: Mit Vollgas ins Chaos

Wieder verschlafen! Schon wieder zu spät ins Bett gegangen? Wir wachten beide etwas verplant auf und waren direkt dezent genervt davon, dass es schon wieder fast 12 Uhr war. Irgendwie konnten wir uns das Ganze aber mit unserem Jetlag schönreden. Nachdem Malte noch schnell die Waschmaschine angeschlossen und gestartet hatte, machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Volle Kraft voraus zur „Phô Frau“ – der beste Deal für Phô Bo in Hanoi… zumindest beim letzten Besuch in Vietnam. Die Phô Frau ist ein kleines Streetfood-Restaurant, nur ein paar hundert Meter vom Ho Tay (Westsee) entfernt. Trotz des kurzen Spaziergangs waren wir ziemlich enttäuscht, schon wieder zu spät zu sein, denn wir standen schon wieder vor verschlossenen Türen.

Vom Hunger getrieben überredete Malte Leon, auf Banh Xeo umzuschwenken, woraufhin schnell ein Grab-Taxi gerufen wurde. Banh Xeo ist ein typisch vietnamesisches Gericht, bestehend aus Reispapier, Salat, Gemüse, Nudeln und einem gefüllten Pfannkuchen aus Reismehl und Ei. Dazu bestellt man typischerweise kleine Fleischspieße oder als Beilage mit Meeresfrüchten gefüllte, durchsichtige Teigtaschen. Man schneidet den Pfannkuchen in viele kleine Teile und bastelt sich direkt am Tisch mundgerechte Rollen, indem man die genannten Zutaten in trockenes Reispapier einwickelt. Laut Malte das beste Essen in Vietnam. Leon war sich da noch unsicher, aber er wird das bestimmt bald ähnlich sehen.

Gesättigt vom Essen liefen wir einfach los und stießen nach kurzer Zeit auf das Mausoleum von Ho Chi Minh. Kein Zwischenstopp, den wir geplant hatten, aber einer, den wir uns spontan nicht entgehen lassen wollten. Zwar sahen wir nicht den einbalsamierten Körper von Ho Chi Minh (ob es seiner ist, da ist man sich nicht so sicher), dafür aber seinen ehemaligen Aufenthaltsort: eine schöne Villa mitten in einem riesigen Garten in Hanoi. Der Garten, mit seinen gewaltigen Bäumen und Wurzeln, die den Boden durchzogen, erzeugten Ruhe und ein erträgliches Klima, das man im hektischen Hanoi sonst kaum findet. Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Ausflug – die 1,50 € (40.000 vnd) Eintritt haben sich definitiv gelohnt.

Da wir zum zweiten Mal in Folge ohne Kaffee in den Tag gestartet waren, war der nächste Stopp ein Bac Xiu in einem kleinen Café in der Nähe. Hier schmiedeten wir den Plan, uns ein Moped zu mieten, um etwas unabhängiger zu sein und einfach irgendwohin fahren zu können. Malte kannte noch einen Verleih vom letzten Mal, der günstig und noch gerade gut genug war. Um zum Mopedverleih zu kommen, mussten wir durch die Hanoi-Rushhour. Unsere Grab-Mopedfahrer leisteten Millimeterarbeit und brachten uns beide mit etwas Zeitabstand beide ans lebend Ziel – ein echtes Abenteuer.

Unser neues Moped ist zwar ein sehr altes Modell und braucht manchmal etwas Liebe beim Starten, aber in Anbetracht der ein oder anderen Macke der beste Weg, sich in Hanoi fortzubewegen. Wir genossen unsere neu gewonnene Freiheit auf der Honda direkt mit einer Spritztour um den Westsee. Das Ganze dauerte viel länger als erwartet, machte aber einen Heidenspaß. Leon, der zum ersten Mal selbst in Hanoi am Steuer saß, schlug sich wacker.

Wir konnten jetzt also ganz ohne Spaziergang zur Phô Frau fahren und hatten Glück, denn diesmal war der kleine Laden in der Nebenstraße offen und es roch schon nach frischer Rinderbrühe. Zusammen mit Brotsticks und zwei Bier genossen wir unsere erste Phô Bo (Phô mit Rinderfleisch) in Hanoi.

Danach wollten wir das Moped direkt richtig ausnutzen und fuhren in einen nahegelegenen Supermarkt. Beim letzten Mal hieß dieser noch „Big C“, diesmal nach Übernahme durch ein anderes Unternehmen „GO“. Aus einem kleinen Einkauf wurde ein größerer, bei dem wir uns ärgerten, nicht gleich den Einkaufswagen genommen zu haben. Es gab frische Kokosnüsse, Jackfruit, Mango, Passionsfrucht, Snacks und 5 Liter Wasser.

Moped Parkhaus bei “GO”.

Jetzt also nach Hause, dachten wir zumindest, bis unser Moped mit leisem Gluckern und Stottern einfach stehen blieb. Ein paar Wiederbelebungsversuche später war klar: Der Tank ist leer, und die Tankanzeige dient eher als grobe Orientierung. Malte schob also das Moped zur nächsten Tankstelle, die zu allem Überfluss schon geschlossen war. In der Nähe war ein Restaurant, und ein hilfsbereiter Einheimischer fand sich, der mit seinem Moped für 100.000 Dong (~3,80 €) einen Liter Sprit in zwei Wasserflaschen vorbeibrachte. Das passiert uns hoffentlich nicht noch einmal.

Leon wartet an der Autobahn auf die Rückkehr von Malte…

Zu Hause angekommen, verspeisten wir einen Großteil der Früchte und überlegten, ob wir früh schlafen gehen oder noch einen kleinen Ausflug in die Altstadt machen sollten. Wir entschieden uns schließlich doch für die Altstadt, um zunächst auf dem Nachtmarkt einen Sinh Tố Xoài (Mango-Smoothie) und einen Sinh Tố Mắc Cầu zu trinken. Danach schlenderten wir über den Nachtmarkt, wo die Verkäufer schon eifrig am Zusammenpacken waren. Nach einer kurzen Runde mit dem Moped mussten wir dann doch noch die Haupttouristenpartystraße erkunden. Zusammengefasst: eine schreckliche Erfahrung, aber einmal muss man das wohl gesehen haben. Betrunkene, enthemmte Europäer, Amerikaner und Australier, sowie Vietnamesen, die einen in düstere Höhlen locken wollen, aus denen laute Musik dröhnt, während von rechts und links leise „Weed?“ und „Cocaine?“ zugeflüstert wird.

Wir hatten für den Tag genug gesehen und fuhren mit einem kleinen Umweg nach Hause. Nachdem wir ewig daran gesessen hatten, unseren ersten Blogeintrag zu veröffentlichen, gingen wir dann endlich – viel zu spät – schlafen.

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