Tag 38: geschmeidiger Tag auf Asphalt

Das Frühstück wurde Malte und Johannes von Leon mitgebracht. Leon war früher wach, hat einen kleinen Spaziergang gemacht und ist auf dem Rückweg an einer Bäckerei vorbeigekommen.

Unser Tag startete mal wieder mit ein paar Erledigungen. Wir mussten ein weiteres Mal zu Decathlon, denn dort gab es Angelzubehör für Malte und Socken für Leon und Johannes. Außerdem mehr Müsliriegel und Elektrolyte. Der Pumpsack, wegen dem Malte eigentlich zu Decathlon wollte, war leider in ganz Kroatien ausverkauft. Zudem brauchten wir neue Sonnencreme aus dem Drogeriemarkt und mussten für die nächsten Tage Lebensmittel einkaufen. Unsere Vorräte waren so gut wie aufgebraucht. Johannes kaufte sich auf dem Weg zum Einkaufszentrum noch eine neue Fahrradkette. Die neue Kette, die er seit Wien benutzt, ist demnächst schon aufgebracht. Der Verschleiß ist hoch, aber einkalkuliert. Danach ging es nochmal kurz zurück ins AirBnB und von dort auf die Räder. Wir mussten erstmal aus der Stadt raus. Stadtverkehr ist selbst mit dem Fahrrad schleppend langsam. Trotzdem hatten wir schnell die ersten zehn Kilometer auf kleinen Landstraßen verbracht.

Es herrschte kurz Aufregung, als uns ein offensichtlich kleinhodiger Verbrennerfahrer im Kreisverkehr überholen wollte. Dies war natürlich nicht möglich, denn selbst Fahrräder brauchen wider Erwarten vieler Autofahrer Platz um sich fortzubewegen. Diese Erkenntnis führte offensichtlich zur weiteren Erhöhung des ohnehin schon hohen Blutdrucks unseres Freundes. Auf drei Radfahrer zu warten und mit Sicherheitsabstand zu überholen, war für ihn in seinem SUV einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Am Kennzeichen war gut zu erkennen, wo er das Fahren erlernt hatte. Aber auch ohne Kennzeichen hätte man es ahnen können. Er hupte, drängelte und lamentierte wie ein echter deutscher PKW-Enthusiast. Um seinem grundlosen Ärger weiter Ausdruck zu verleihen, fuhr er, anstatt ruhig und besonnen an uns vorbei, Leon mehrfach vor das Rad. Für Malte und Johannes sah es von hinten so aus, als würde unser PS-Freund Leon auf seinem Fahrrad von der Straße drängen wollen. Als Johannes und Malte, nach dem vierten Versuch Leon durch abdrängen zu stoppen, anfingen den Zwischenfall zu filmen, konnten wir den Angstschweiß des MoE (Mann ohne Eigenschaften) förmlich riechen und er fuhr angstgetrieben vor der nächsten Anzeige davon.

Unabhängig von dieser Aktion begannen wir später am Tag jeden Autofahrer zu grüßen. In Kroatien grüßt wirklich fast jeder zurück, meistens mit einem kurzen Hupen. Vorausgesetzt sie kommen auch wirklich aus Kroatien und sind keine Touristen aus anderen Ländern. Interessant ist auch zu analysieren welche Nationalitäten auf welche Weise Überholen. Wir sind der Meinung hier einen gewissen Zusammenhang herstellen zu können, obwohl hierfür weitere Studien durchgeführt werden müssten. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Nach einem kurzen Halt an einer Pekarna sind wir danach, deutlich unaufgeregter, einfach Fahrrad gefahren. Die Sonne war mal wieder sehr heiß und wir beschlossen die größte Mittagshitze, auf einer schattigen Bank, mitten im Nirgendwo und mit Blick auf eine Fischzucht, auszusitzen.

Nach einem Snack und einem kurzen Nickerchen ging es weiter runter ins Tal. Malte wollte sich die Fischzucht nochmal genauer anschauen, leider konnte man sie an dem Punkt, wo unser Weg am Meer ankam, gar nicht mehr sehen. Dafür konnten wir die Seeanemonen in der Marina streicheln und sahen die Skelette toter Seeigel.

Wie immer, wenn es bergab geht, kommt irgendwann auch wieder die Steigung. In der mittlerweile etwas schwächeren Sonne mussten wir also aus dem Fjord auch wieder hinausfahren. Oben angekommen wich der Schotter endlich wieder einer gut asphaltierten Straße. In einem Restaurant konnten wir unsere Wasservorräte auffüllen. Außerdem hielten wir später noch für ein Eis.

Mit Musik in den Ohren ist Leon dann vorgefahren, mit der Abmachung in den nächsten zehn Kilometern einen Platz fürs Abendessen zu finden und den Kocher schonmal aufzubauen. Nach exakt zehn Kilometern sah er passender Weise die erste Bank direkt am Weg. Und es war nicht irgendeine Bank, es war eine Bank mit Ausblick über die nahegelegenen Berge und Täler. Kurze Zeit später trafen auch Malte und Johannes ein. Sie haben es etwas ruhiger haben angehen lassen und außerdem zwei Schlangen beim Bei(ss)schlaf beobachtet.

Zusammen haben wir Tortellini zubereitet und bei untergehender Sonne verspeist. Wir fingen außerdem an, getrieben durch unsere gute Laune, alle Mit Handgruß zu beglücken. Das führte nicht nur zur besseren Laune aller Verkehrsteilnehmer, sondern auch zu einem erhöhten Überholabstand.

Bei Sonnenuntergang zu Abend zu Essen hat zwei Seiten. Auf der einen Seite ist es natürlich ausgesprochen schön, der Sonne beim Untergehen zu zusehen, auf der anderen Seite müssen wir jedoch unseren Schlafplatz in Dunkelheit suchen. Das Resultat ist meistens, dass nach längerer Suche nicht der allerbeste Platz gefunden wird. So auch an diesem Abend. Am Ende klappt es dann aber doch immer.

Bevor wir uns jedoch ernsthaft auf die Suche begaben, haben wir in der Marina am Fuße des nächsten Fjords noch einen Slivovitz getrunken.

Wir haben uns danach in einer nahegelegenen Bucht niedergelassen, in der, dem Anschein nach, Fischer kleine Hütten aufgebaut haben. Zwischen den Hütten konnten wir grade so zwei Hängematten spannen. Das genügte, da Malte sich entschloss auf der Isomatte zu schlafen. Die Bucht war eher ungepflegt und ein bisschen zugemüllt, aber eben grade so gut genug, um entspannt zu schlafen. Außerdem waren wir am Meer und konnten uns somit noch die Sonnencreme und alles andere, was sich über den Tag so auf der Haut ansammelt, abwaschen.

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