Der Regen blieb größtenteils aus. Dennoch waren wir froh unsere Tarps aufgespannt zu haben. Denn in der Nacht tröpfelte es doch ein wenig.
Wir wachten dennoch zu Sonnenschein und einer kleinen Brise auf. Uns war aber nicht nach Sonnenschein zu Mute. Wir hatten Halsweh und ein paar weitere Erkältungssymptome. Wir kochten Kaffee und aßen Brot mit Öl und Salz.
Leon benötigte noch etwas Ruhe, um den Tag angehen zu können und legte sich nochmal in die Hängematte. Währenddessen kümmerten sich Malte und Johannes schonmal um den Abbau des Camps. Nachdem Leon geweckt war (sehr liebevoll wohlgemerkt) und auch er sein Zeug zusammengepackt hatte, versuchten wir loszufahren. Schon bevor wir auf den Rädern saßen wurde uns klar, dass Leon die heutige Etappe in seinem Zustand kaum packen würde. Wir haben uns also vorerst in ein Café am Marktplatz von Imotski gesetzt und überlegt, welche Optionen wir hatten. Die Busverbindungen waren leider sehr schlecht, da ausgerechnet an diesem Tag die Unabhängigkeit Kroatiens gefeiert wurde und aufgrund dessen kaum Busse fuhren. Selbst auf Nachfrage gab es nur eine bis zwei Verbindungen nach Ploće, wo die heutige Etappe enden sollte. Nach einem Kaffee setzten wir uns in Richtung des Busbahnhofs in Bewegung. Er war wie ausgestorben. Es gab lediglich ein Kaffee, vor dem grade sieben Polizisten herumlungerten und einen Schalter für den Ticketverkauf, der jedoch zu dem Zeitpunkt nicht besetzt war. Nach kurzem Warten kam jemand. Er konnte kein kroatisch, aber ein Gast konnte uns bei der Kommunikation ein wenig helfen. Es folgten, aufgrund des Wunsches ein Fahrrad mitzunehmen, ein paar Telefonate. Leon wurde erklärt, dass es wahrscheinlich kein Problem sein würde sein Fahrrad als Gepäckstück mit nach Ploće zu nehmen. Der Ticketverkäufer sagte Leon solle sich einen Augenblick gedulden. Kurz darauf setzte er sich in ein Auto und fuhr davon. Er kam auch nach 20 Minuten nicht wieder. Unschlüssig darüber was wir nun tun sollten, beschlossen wir zu warten. In der Zwischenzeit wechselten Malte und Johannes die Bremsbacken ihrer Scheibenbremsen. Nach einiger Zeit kam endlich die englischsprechende Bedienung des Kaffees auf uns zu und fragte uns, ob wir ein Ticket kaufen wollten. Oh ja, das wollten wir! Auch sie telefonierte, anscheinend mit dem Busfahrer, und konnte Leon schließlich versichern, dass er sein Fahrrad mitnehmen könne. Der Bus würde um 18:45 Uhr abfahren und um 20:50 in Split ankommen. Es war bereits 14:30 Uhr, also höchste Zeit für Johannes Malte den Weg nach Ploće anzutreten.
Unser Tag sollte eigentlich bis Kilometer 40 aus drei schweren Anstiegen bestehen, bevor uns der Weg zurück an die Küste bringt. Wir wollten schließlich mit der Fähre auf eine Insel. Übersetzten wollten wir noch abends, um 19:30 Uhr, oder, so unser Plan, morgens um 5:30.
Diesen Plan mussten wir, aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit, verwerfen und Malte und Johannes entwarfen eine weniger anstrengende Route durch Bosnien und Herzegowina. Malte und Johannes konnten sich endlich, obwohl es bereits 15 Uhr war, voll und ganz auf das Radfahren konzentrieren.
Eine kindische Freude überkam sie, denn ihre Pässe bekamen an der Grenze neue Stempel. In Bosnien fielen ihnen sofort die günstigen Preise auf. Die Landschaft veränderte sich dagegen kaum. Es gab grüne Wälder und felsige Berge, von deren Aussicht sie in Täler mit Feldern und Landwirtschaftsbetrieben gucken konnten. Sie pflückten zudem gut einen Kilo reife Kirschen und legen die notwendigen Kilometer mit hoher Durchschnitsgechwindkeit zurück. Ein Highlight war ein Wasserfall nahe der kroatischen Grenze. Ihr Weg führte sie nämlich auch zurück nach Kroatien.
Dort wartete ein kurzer, aber steiler Anstieg und sie durften nochmal richtig Anschwitzen. Die letzten Kilometer rollten sie durchs Tal und nahmen einen kleinen Anstieg Richtung Meer mit. Sie entschieden sich an einem See nach einem Wildcampplatz zu suchen. Der erste Versuch, ein sich im Bau befindliches Haus zu nutzen, schlug fehl. Wir fragten also wieder Anwohner nach Tipps. Bereits der erste Tipp führte uns zum Zielort, zu einem günstigen Campingplatz, direkt am See. Dort trafen sie sich auch wieder mit Leon.
Leon ging es noch immer nicht gut und wir entschieden, morgens erst um 11:00 Uhr die Fähre zu nehmen. Leon hat in der Wartezeit ein halbes Buch gelesen. Selbst wenn er dabei nicht nur einmal weggenickt ist, war die Warterei am Busbahnhof für ihn sehr anstrengend. Aufgrund eines Missverständnisses dachte Leon kurzzeitig er hätte den Bus um 15:30 Uhr nehmen müssen. Glücklicherweise war dies nicht der Fall. Es bedeutete jedoch auch, dass er weitere Stunden warten musste. Bereits um 18:30 Uhr, also eine Viertelstunde vor der Abfahrtszeit, traf der Bus ein. Der Busfahrer setzte sich mit seiner Freundin in das Café und trank einen Kaffee. Er trank dann auch noch einen zweiten Kaffee. Und eine Cola. Es war bereits 19:15 Uhr, als er sich eine weitere Cola bestellte. Um 19:30 Uhr konnte es dann endlich losgehen. Leon musste in Zavgozd umsteigen, da der kleine Bus ihn nur bis dorthin bringt. In Zavgozd angekommen, verließ der Fahrer ohne ein Wort zu sagen den Bus. Es verging eine weitere Stunde, ohne dass der Busfahrer auch nur ein Wort mit Leon sprach. Als Leon schließlich nachfragte, worauf sie denn warten würden antwortete dieser, dass der Anschluss Bus Verspätung hätte. Zu Leons Beruhigung kam der verspätete Bus kurze Zeit später an. Der Busfahrer wollte eigentlich das Fahrrad nicht mitnehmen, sah jedoch ein, dass es keine andere Möglichkeit gab. Die Fahrt nach Ploće ging schnell und war recht angenehm. In Ploće angekommen musste er lediglich die letzten 4 km zum Campingplatz zurücklegen. Johannes und Malte waren nur kurze Zeit früher angekommen. Das passte also ganz gut!
Wir bauten notdürftig jeweils einen Mückenschutz auf, denn es gab nicht genug Bäume für die Hängematten. Nach einer kleinen Stärkung gingen wir ins Bett.
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